"ENGLISH CHRISTMAS" - 18. Dezember 2005

Besinnlich ging es zunächst nicht zu, im 3. Sonntagskonzert des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERS so kurz vor Heilig Abend. Denn auch wenn die Kantate "Saint Nicolas" von Benjamin Britten erst einmal Weihnachtliches verspricht, so war doch das Leben des heiligen Nikolaus alles andere als besinnlich. Und Britten wird dem in seinem Werk, für die Aufführung von Kindern und Laien komponiert, absolut gerecht. Vom Tod der Eltern ist dort die Rede, von Sturm und Hungersnöten, von Gefängnis und Verfolgung. Themen, die zur Entstehungszeit 1947/48 auch in England noch sehr präsent waren. Und für jede dieser 9 Szenen findet Britten die adäquate Musik mit Streichern, Schlagzeug, Orgel und vierhändigem Klavier.

Schwer hatten es allerdings die AUGSBRUGER DOMSINGKNABEN, denen ein paar dramatisch tiefe Stimmen im Sturm gut getan hätten. Die Solisten in den hohen Stimmen taten sich da sehr viel leichter. Paul GROVES als Nikolaus gestaltete die Partie überzeugend und auch das Rundfunkorchester hatte mit seinem Teil keinerlei Probleme, zumal bei einem Dirigenten wie Sir Neville MARRINER. Ingesamt ein Werk, das etwas zwischen den Stühlen steht, nicht weihnachtlich, aber bei dem Titelhelden auch sonst schwer zu vermitteln. Eindrucksvoll ist es allemal.

Nach der Pause kam dann doch noch festliche Stimmung auf. Umrahmt von Holst'schen Bearbeitungen alter Weihnachtslieder und Mendelssohns "Hark! The herald angles sing", sowie dem schon fast obligaten Händelschen "Hallelujah" sangen die Augsburger Domsingknaben, nun sichtlich in ihrem Element, traditionelle englische Weihnachtslieder. Und das, fernab von "Jingle Bells" und Konsorten. Beim "Sussex Carol" und "Tomorrow shall be my dancing day" konnte man erleben, wie wunderschön Weihnachtslieder auch sein können, selbst wenn man nicht mitsingen kann. Richard KAMMLER hatte dieses Repertoire mit seinen Domsingknaben mit viel Liebe einstudiert. Und so erlebte die eher unweihnachtliche Philharmonie doch noch ihren Zauber. KS