"TURANDOT" - 25. Juni 2005

Ein Opernspektakel hatten die Veranstalter versprochen. Die größte Opernproduktion, die je auf Tournee ging, ein Mega-Event, über 500 Mitwirkende, 1000 Scheinwerfer und ein renommierter Filmregisseur sollten all das garantieren. Auf der Bühne eine Dame, ein Jahr vor ihrem achtzigsten Geburtstag, die all das spielend ertrug, von allen geliebt, groß und eindrucksvoll: Puccinis „Turandot“.

Und Zhang YIMOU nutzte die riesige Fläche, die das Münchner Olympiastadion zu bieten hat. Fragen sich in anderen Produktionen die Regisseure bang, wo sie all das benötigte Personal unterbringen sollen, so gab es hier Raum nicht nur für den großen Chor, sondern auch für Trommler, Krieger, Tänzer und den ganzen Hofstaat der verbotenen Stadt. Diese bildete den Hintergrund (Bühne: Gao GUANJIAN und Zeng LI), auf dem sich die Farbenpracht im Lichtdesign von Sha XIAOLAN in der untergehenden Münchner Sommersonne (zum Glück ohne das angedrohte Gewitter) entfalten konnte. Und nach dem späten Beginn um 20.30 Uhr war das Dunkel denn auch weit genug fortgeschritten, als Calaf zu Beginn des dritten Aktes sein nächtliches „Nessun Dorma“ anstimmte.

Die Bewegungsregie zerfiel in zwei Teile. Zum einen in große Tableaus, die aus der Ferne zu genießen waren, zum anderen in die Sänger, die meist an der Rampe sangen, damit die Kameras eine Chance hatten, die Gesichter auf die beiden Großleinwände neben der Bühne zu übertragen. Der Spagat gelang durchaus.

Und so fiel dann auch aus weiter Entfernung auf, daß Yao HONG eine wunderbare Liu ist, die selbst über die gigantische Lautsprecheranlage sehr fein akzentuiert singt, auch wenn manchmal etwas mehr Abstand zu den Gesichtern wünschenswert gewesen wäre. Hier kam dann doch der Filmregisseur zum Tragen, der wenig bedenkt, daß singende Menschen anders ausschauen als schauspielende. Trotzdem waren diese Augenblicke mit Liu die beglückendsten des Abends.

Nicola MARTINUCCI gab einen versierten Calaf, und Irina GORDEI in der Titelpartie hatte auch diesmal mit dem Problem zu kämpfen, was nun die Wandlung der Turandot eigentlich bewirkt. So genau wollte das an diesem Abend sowieso niemand wissen.

Janos ÁCS am Pult des ORCHESTRA OPERA GUISEPPE VERDI DI SALERNO hatte das Bühnengeschehen stets unter Kontrolle, und die Technik ermöglichte meist einen ausgewogenen Klang zwischen Sängern und Orchester.

Eine halbe Stunde vor Mitternacht brach dann der Jubel der Zuschauer los, nachdem Turandot sich auch diesmal als „Machtlos gegen die Liebe“ erwies, wie schon die Werbung verkündet hatte. KS