"UNDINE" - 24. Januar 2007

Mit nostalgischen Gefühlen erwartete man, dieses von Albert Lortzing geschaffene romantische Zauberopernwerk nach langer Zeit einmal wieder auf einer Opernbühne zu erleben. Das Staatstheater am Gärtnerplatz in München wagte sich endlich, und zwar mit Herz und Verstand daran, hat Claudia DODERER engagiert, der eine durchdachte und dem Werk gerechte Inszenierung und auch ein zeitgerechtes Bühnenbild mit passenden Kostümen gelungen ist. Die dazu gehörige mittelalterliche Burgatmosphäre, ausreichende Schilfformationen bei den Szenen der Seelenlosen der Wasserwelt mit schräg stehendem (warum?) Fischerhäuschen und eine Pferdattrappe für den abreisenden Ritter Hugo genügten, um die Bühne in eine mittelalterliche Märchenwelt zu verwandeln.

Unter der Choreinstudierung von Christian JEUB tummelte sich der CHOR mit Statisterie als Bürger und als seelenlose Wassergeister, und bewies dadurch eine glückliche Personenregie. Eine gekonnte Stabführung zeichnete den Dirigenten Andreas KOWALEWITZ aus, der damit das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ zu einer ausgezeichneten Abendleistung führte.

Bei der Besetzung traf man an diesem Abend allerdings nicht ganz ins Schwarze. Cornelia HORAK in der dramatischen Sopranpartie der Bertalda forcierte an manchen Stellen zu sehr, was nicht immer ohrengerecht klang. Wolfgang SCHWANINGER wirkte sehr glaubhaft in der Gestalt des Ritters Hugo und sang mit schönen tenoralen Höhen (seinen kleinen Ausrutscher in der letzten Arie konnte man ihm verzeihen), Gary MARTIN als Wasserfürst Kühleborn sang mit perfekten Baritontönen, allerdings müßte für diese Partie eine dunkler gefärbte Baritonstimme gewählt werden.

Die Titelpartie sang Sandra MOON sehr lyrisch und rein und schien auch äußerlich für dieses seelenlose Wassermädchen geschaffen zu sein. Ihre Zieheltern, die Fischersleute Tobias und Marthe waren mit Pawel CZEKALA und Snejnka AVRAMOWA gut besetzt.

Den Vogel allerdings schoß Florian SIMSON (im Harlekin-Kostüm) als Schildknappe Veit ab, der mit bester Textverständlichkeit aufwartete und mit "Vater, Mutter, Schwester, Brüder" die Herzen des Publikums rühren konnte. Ihm zur Seite als weitere komische Figur hat Albert Lortzing den Kellermeister Hans (gesungen und dargestellt von Holger OHLMANN) gestellt, der ebenfalls in dieser kleinen Partie sein Bestes gab. Martin HAUSBERG als Pater Heilmann war ebenfalls gut besetzt.

Alles in allem war Intendant Schultz sehr gut beraten , dieses so selten gehörte musikalische Kleinod in das Programm dieser Spielzeit aufzunehmen.Eine gute durchdachte Regie und ein passables Ensemble dafür zu haben - herzlichen Glückwunsch. Irene Stenzel