OPERNGALA mit PATRIZIA CIOFI, "Je veux vivre" - 6. Mai 2007

Dieses letzte Sonntagskonzert der Saison 2006/2007 war ganz den Mädchen- und Frauengestalten der französischen Oper und dem italienischen Belcanto-Fach gewidmet, und welche Interpretin dafür stand auf der Bühne - schon in der äußeren Erscheinung prädestiniert -erklangen ungeahnte Töne eines lyrischen Koloratursoprans, verziert mit kaum sonst gehörten Höhen und Pianifärbungen, die diese Frauencharaktere in den Kompositionsgedanken der jeweiligen Komponisten der französischen Opern (im 1. Teil) und des italienischen Fachs widerspiegeln.

Besonders nachhaltig im Vortrag "Me voilà seule" aus Georges Bizets "Les pêcheurs de perles" und "Vive amour qui rêve" aus Jules Massenet "Chérubin" (hier gut gespielte Instrumentalsoli von Christiane DOHN und Gael GANDINO). Im 2. Teil - ganz dem italienischen Belcanto gewidmet - zeigte Patrizia CIOFI im Vortrag eine Kolossalsteigerung technischer Stimmöglichkeiten mit den ausgefeiltesten Koloraturhöhen in den sog. "Rennern" jeder Koloratursopranistin aus "Don Pasquale", "La Sonnambula" und "Lucia di Lammermoor", denen sie aufgrund stehender Ovationen des Publikums noch "È strano" aus "La Traviata" als Zugabe hinzufügte.

Bei diesen Superlativen sei daneben auch der Dirigent Emmanuel VILLAUME erwähnt, der durch seine einfühlsame und gekonnte Stabführung nicht nur für eine ausgezeichnete Sängeruntermalung sorgte, sondern in den Orchesterstücken und Ouvertüren das MÜCHENER RUNDFUNKORCHESTER zu einer Höchstleistung anspornte und gerade bei den Ouvertüren die kommende Dramatik des jeweiligen Opernwerks herausarbeiten konnte, was schon zum Auftakt des Abends zu spüren war bei "Danse bohème" aus der Bizets Carmen-Suite Nr. 2 und "Pavane pour une infante d´funte" von Maurica Ravel (Orchesterfassung) und nach der Pause bei Donizettis "La fille du régiment" und Bellinis "Norma".

Leider waren an diesem Abend noch einige freie Plätze zu sehen, so daß es jeden reuen mag, der die Geburt zweier Weltstars des Gesangs und des Pults nicht erleben konnte. Irene Stenzel