"VOKAL GENIAL" - 14. Mai 2007

Im Saal 1 des Bayerischen Rundfunk fand dieses Mal das Finale des 1. Wettbewerbs "Vokal genial" in mem. Marcello Viotti statt, veranstaltet von der Konzertgesellschaft e.V. in Kooperation mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Schrimherrschaft von Brigitte Fassbaender, die an diesem Abend leider nicht anwesend sein konnte. Sie konnte daher auch nicht die Jury "beschirmen", die sich zusammensetze aus dem Musikproduzenten Peter Alward, den Sängern und Gesangsprofessoren Francisco Araiza, Michelle Breedt, Edith Wiens, dem Musikredakteur Oswald Beaujean und dem Intendanten John Dew und last not least auch dem Chef des Rundfunkorchesters Ulf SCHIRMER, dem mit seinem ORCHESTER die Sängeruntermalung oblag. Und er begleitete die jungen in die Endausscheidung gelangten hoffnungsvollen Nachwuchssänger einfühlsam durch ihr gewähltes Programm, das der italienisch-französischen Oper des 18. und 19. Jahrhundert gewidmet war. Durch das Programm führte sehr launig Marlen REICHERT.

Und was für eine Stimmentdeckung kam da zum Vorschein: Ai ICHIHARA (2. Preis), ein Stimmwunder aus Japan, versetzte das Publikum ins großes Staunen mit G.Donizetti "L'elisir d'amore" ("Prendi, per me sei libero") und J.Offenbach "Les Contes d'Hoffmann" (Arie der Olympia). Wer weiß, wie schwer es für Asiaten überhaupt ist, europäischen Gesangsstil zu lernen und welche Mühe und Fleiß nicht nur eines Gesangsschülers dazu gehören, diese Stimmen formvollendet für die europäische Musik zu bilden, dann hätte Ai Ichihara den ersten Preis der Jury zugedacht bekommen müssen.

Und was für lupenreine piani nebst einer steigerungsfähigen Höhe da erklangen (dazu eine gute Textverständlichkeit), war kaum zu überbieten, auch nicht von der ersten Preisträgerin, der Amerikanerin Melissa SHIPPEN (einem blonden Netrebko-Typ in Auftreten und Erscheinung ), die ihre Arie der Michaela aus Bizets "Carmen" mit viel zu kräftigen Soprantönen darbrachte, aber die Arie der Musetta aus Puccinis "La Bohème" mit dem dafür geeigneten Stimnmvolumen zufriedenstellend vortrug.

Auch wurde der russische Bariton Ilya SILCHUKOV benachteiligt, der seine gewählten Arien "Di provenza il mar" ("La Traviata") und Valentins Arie aus Gounods "Faust" "Avant de quitte ces lieux" formvollendet und auch ausdrucksgerecht im Vortrag sang. Ihm hätte wohl und wenn überhaupt der 3. Preis gebührt, der seltsamerweise der ungarischen Sopranistin Julia HAJNÓCZY zugesprochen wurde, die die Juwelenarie aus Gounods "Faust" und "Caro nome" aus "Rigoletto" ziemlich farblos vortrug. So wurde ihm der 4. Preis zuteil.

Der Koreaner Kang Ji CHOI ging leer aus, ein sehr gut geschulter Bariton, der vermutlich noch Sprachschwierigkeiten überwinden muß. Glücklicherweise stimmte von 200 abgegebenen Stimmen das Publikum gerecht ab, in dem Frau Ichihara mit 165 Stimmen den Publikumspreis in Höhe von 500 Euro erhielt.

Bis zur Preisverleihung konnte man bei einem Buffet, das von der Konzert Gesellschaft München E.V. unter seinem Präsidenten Dr.Johann Georg Prinz von Hohenzollern darüber plaudern, wer wohl der Sieger des Abends sein würde. Möge das Preisgeld, gestiftet von verschiedenen Sponsoren (wie u.a. die WWK-Versicherungen) den jungen Künstlern weiterhelfen, ihren Karriereweg zu ebnen.
Irene Stenzel