"CANDIDE" - konzertant, 14. Juli 2007

Zum letzten Mal erklang Leonard BERNSTEINS schwungvolle Musik (kompositionsgerecht und temperamentvoll dirigiert von David Stahl) durch das Haus, zum letzten Mal hörte man Loriots humorvolle verbindende Texte (LORIOT in ausgezeichneter Abendform) nach Voltaires Satire, und bei den mitwirkenden Sängern haben so manche ihr Ränzlein wegen des anstehenden Intendanzwechsels schnüren müssen. Aber ein tränenreicher Abschied fiel einfach ins Wasser, man vergnügte sich wie eh und je bei dieser irrealen haarsträubenden Liebesgeschichte spielend in allen Erdteilen, bei der sogar Tote wieder auferstehen.

In der Titelrolle glänzte Donald GEORGE, dessen lyrisch tenorale Ausdrucksstärke bei "Conigonde" begann, und der sich während des ganzen Abends in seinen Auftritten noch steigern konnte. Frenetischen Beifall zollte das Publikum der von Candide angebeteten Cunegonde Cornelia GÖTZ, deren "Glitter and be gay" die Höhen und Tiefen einer routinierten und bestgeschulten Koloraturstimme aufwies.

Bei der Doppelrolle des Dr. Pangloss und Martin zeigte Richard SALTER alle Register seines stimmlichen und schauspielerischen Könnens auf, und machte gerade den Pessimistensong zu seinem persönlichen Erfolg. Den Vogel schoß wieder einmal die Altistin Snejinka AVRAMOVA als Old lady ab, deren schauspielerisches Können sich immer wieder in ihren vielen Rolleneinsätzen zeigt und die gerade dadurch dem Staatstheater am Gärtnerplatz unersetzlich ist. Wolfgang SCHWANINGER sang die Tenorpartien des Gouverneurs, Vanderdendur und Ragolski bestdisponiert.

Alle weiteren Partien wie Pälvi ELINA als Paquette, Robert MERWALD als Maximilian und Capitain, Claudius MUTH als Bear-Keeper, Inquisitor und Zar Ivan, Florian SIMSON als Cosmetic Merchant, weiterer Inquisitor, Prince Edward, Torsten FRISCH als Doctor und Kng Stanislaus, Holger OHLMANN als Junkman, 3. Inquisitor, King Augustus und Croupier und last not least Michael GANN als Alchimist, Grand Inquisitor, Sultan Achmet und Crook erwiesen sich wie gewohnt als Bestbesetzung für dieses so selten gehörte Musical.

Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Publikum Werk und Künstler, vor allen Dingen Loriot, der diese "Candide"-Abende immer zu einem besonderen Highlight machte. Könnte sich die neue Intendanz, von der Muse geküßt, sich doch wieder entschließen, dieses Werk auf die Bühne bringen? Man wäre dankbar. Irene Stenzel