"TOSCA" - 12. Oktober 2007

Alljährlich veranstalten die Freunde des Nationaltheaters - an diesem Abend zum 39. Mal - ein Wiedersehenstreffen ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper - mit einer abendlichen Festaufführung einer Oper, der ein Grußwort des Vorstandes vorausgeht, diesesmal von dem neuen Vorstand der Freunde Prof.Dr.Berhold Eichwald.

In Anwesenheit vieler Sängergrößen der Vergangenheit, deren unvergessene Leistungen immer wieder das gerade bei dieser Vorstellung anwesende Publikum ihre Referenz bezeugt (man sah unter vielen die Kammersänger und Kammersängerinnen Lilian Benningsen, Antonia Fahberg, Gertrud Freedmann, Ingeborg Hallstein, Edith Mathis, Hertha Töpper, Felicia Weathers, Annelie Waas, bei den Herren zum ersten Mal der Gefängniswärter des Werks vom Dienst Gerhard Auer, sowie Franz Crass, Hans Günther Nöcker) erklang dieses Mal Puccinis Verismo-Werk in der alten bewährten Inszenierung von Götz FRIEDRICH, bei der als abgespielt nur das lautstarke Aufklatschen des Zwischenvorhangs (Roma 1800) am Ende jedes Aktes zu bemerken war.

Die musikalische Leitung hatte Niksa BAREZA, der nach dem 1. Akt die Lautstärke des ORCHESTERS zurücknahm und nach dem 2. Akt die Sängeruntermalung bis zum Ende werksgerecht zu Ende führte. Die Leistung des CHORS hinter der Bühne im 2.Akt (Einstudierung Andrés MASPERO) war ebenfalls etwas zu kräftig, so daß die Verständlichkeit des Handlungsgeschehens auf der Bühne während Toscas Konzertarie sehr darunter litt.

In der Partie der Tosca vernahm zum ersten Mal die Stimme der chinesischen Sopranistin Hui HE, die ein wundervolles Stimmaterial aufweist, das gerade für Verismo-Partien hervorragend geeignet ist - kräftig, voluminös - und trotzdem konnte sie ihre sängerische Gestaltung durch die nötigen piani ausstatten. Ihr "Vissi d'arte, vissi d'amore" könnte nicht besser gesungen sein. Lediglich fehlt es an der nötigen Bühnenpräsenz, und ihr "Avanti da lui tremava tutta Roma" nach dem Mord an Scarpia erklang eintönig, so daß anzunehmen ist, daß es doch für eine fernöstliche Sängerin schwierig ist, die Frauenfiguren der italienischen Oper mit viel Wärme auszustatten. Lag das an mangelnder Einfühlung in die italienische Sprache?

Dies bemerkte vielleicht auch der ihr zu Seite gestellte Cavaradossi von Zoran TODOROVICH, der sich nach verhaltenen Tenortönen im 1. Akt sich ab "gloria-victoria" sehr gut freisingen und eine gute Abendleistung mit starker Bühnenpräsenz bieten konnte, mit seiner Partnerin aber nur verhalten umging.

Sein Debut an der Bayerischen Staatsoper als Scarpia gab Gerd GROCHOWSKI, der sich dafür eine andere Partie hätte aussuchen sollen. Sein Scarpia war farb- und ausdruckslos in der Darstellung, zeigte aber eine sehr gute Stimmdisposition.(In den Reihen der anwesenden Sängergrößen der Vergangenheit fehlte der beste Scarpia-Interpret der Bayerischen Staatsoper - KS Thomas Tipton, der am 22. September 2007 verstorben war).

Eine humoristische Studie des Mesners zeigte wie eh und je Alfred KUHN, während die übrigen Darsteller wie Steven HUMES (Angelotti), Ulrich RESS und Hermann SAPELL (Spoletta und Sciarrone), Rüdiger TREBES (Gefängniswärter) und Laura REY (Stimme des Hirten) sich in ihrer Abendleistung gut in das Geschehen einfügten.

Manch kritische Stimmen gepaart mit nostalgischen Erinnerungen hörte man unter den Großen der Vergangenheit beimVerlassen des Hauses, aber alles in allem herrschte doch Zufriedenheit, einen schönen Opernabend erlebt zu haben. Irene Stenzel