NICOLE CABELL - ARIENABEND - 30.11.2007

"Was auch immer diese Sopranistin singt, ihre Stimme macht alles zu wundervoller Musik" schrieb die "Financial Times" im Juni 2005, dieser Meinung des dortigen Rezensenten muß man sich auch in 2007 voll anschließen, denn diese Stimme kann alles singen, was die Klassikwelt zu bieten hat, sie ist in jedem Fach zu Hause.

Nicole CABELL bietet vollendetes Belcanto (Bellini Arie der Giuletta aus "I Capuleti e i Montecchi" "Eccomi in liete vesta), ist perfekt im Verismo (Arie der Musetta aus "Puccinis La Bohème" - "Quando me'n vò") und beweist gefühlvolle Ausdrucksstärke in der Romantik und der französischen Oper (Antonin Dvorak Lied an den Mond aus "Rusalka", Charles Gounod Arie der Juliette aus "Roméo et Juliette" "Ah! Je veux vivre" sowie George Bizet Arie der Leila "Me voilá seule" aus "Les Pecheurs de Perles"). Sie vermag flexible höhensichere ausgefeilte Koloraturen zu bieten (Gaetano Donizetti Arie der Norina "Quel guardo, il cavaliere" aus Don Pasquale und Arie der Adina "Prendi, per me sei liebero" aus L'esir d'amore). "Sul fil d'un soffio etesio" ( Nannetta aus Verdis "Falstaff") durfte dabei in großartiger Interpretation nicht fehlen.

Ein Arienabend der Superlative mit einer bestgeschulten ausdrucksstarken Stimme und einer attraktiven sympathischen Bühnenpräsens. Nicht umsonst bekam Frau Cabell erst kürzlich den Echo Klassik 2007.

Zur Sängeruntermalung hatte man die MÜNCHNER SYMPHONIKER unter dem Dirigat von Georg SCHMÖHE erwählt, der dieses Orchester ausgezeichnet im Griff hatte und auch noch mit gut gewählten eigenen zum Programm der Interpretin passenden Orchesterstücken den Abend vollendet abrunden konnte. Das kaum gehörte Melodram Nr.19 aus der Schauspielmusik zu "L'Arlesienne" von Bizet, hauptsächlich mit Streichern bestückt, war gut gelungen. Daß Herr Schmöhe besonders in der deutschen Oper zu Hause zu sein scheint, war bei der schwung- und stimmungsvoll dirigierten Ouvertüre zu "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai zu spüren.

Mit einem weiteren Verismo in den Zugaben von Puccinis "Oh mio babbino caro" , "Wenn Du es wüßtest" von Richard Strauss und "Summertime" aus George Gershwins "Porgy and Bess" drückte Frau Cabell sich nicht nur endgültig den Stempel einer Universalkünstlerin auf, sondern dürfte zur derzeitigen Weltspitze der Sopranistinnen gehören. Irene Stenzel