2. SONNTAGSKONZERT - 16. Dezember 2007

So wohltuend gar nicht weihnachtlich kam das 2. Sonntagskonzert des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs daher. Im Gegenteil, gegensätzlicher hätte das Programm kaum ausfallen können. So begann man mit dem "Cornet Rilke" von Viktor Ullmann in der Fassung für Sprecher und dreizehn Instrumente von Bernd Thewes.

Dieses Stück, 1944 in der Klavierfassung im KZ Theresienstadt uraufgeführt, beeindruckt immer wieder durch die stimmige Umsetzung der Geschichte des Cornet Rilke um 1663, dieses Antikriegsstückes von Rainer Maria Rilke. Sehnsucht, Krieg, Liebe und Tod werden dort thematisiert, Themen, die Ullmann nur zu gut kannte. Franz TSCHERNE sprach das Melodram deklamatorisch stilisiert von den Musikern sensibel begleitet.

Welch ein Wandel nach der Pause. Albert Lortzings letzte Oper "Die Opernprobe", die Uraufführung fand am Abend vor seinem Tode statt, ist das klassische Verwechselungs- und Verwirrspiel, in dem die Liebhaber sich als Sänger ausgeben, statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. In der kurzen, sechzig Minuten dauernden Oper wird der Verwechselung allerdings nicht viel Raum gelassen, kaum haben die beiden Herren von Reinthal und sein Diener Johann ihre Charade ersonnen, um das Herz der Angebeteten zu erlangen, fliegen sie auch schon auf, beobachtet vom allgegenwärtigen Kammermädchen.

Das große Plus dieser konzertanten Aufführung bestand in der Besetzung mit nur jungen Sängern, überwiegend frischen Preisträgern (hier wiederum zu großen Teilen des Musikwettbewerbs der ARD). Diese konnten so ihre große Begabung beweisen. Allen voran Carolina ULLRICH in der heimlichen Hauptrolle des Kammermädchens Hannchen, die, wie die meisten anderen auch, so viel Spiel in die Sache brachten, wie in einer konzertanten Aufführung möglich, und die überaus textverständlich und gestaltungssicher ihre Partie erfüllte.

Ihr kaum nach standen Peter SCHÖNE als Diener Johann, der bereits des öfteren auch mit neuer Musik überzeugte, und Michael KRANBITTER, dem in seinen jungen Jahren die Aufgabe zufiel, den alten Grafen zu singen, eine Aufgabe, die er mit viel Ironie und Witz bestritt. Aber auch das Objekt der Begierde Louise wurde von Ilse EERENS gut gestaltet, wie auch die alte Gräfin von Vera SEMIENNIUK, der Diener Martin von Jörg WESTKAMP oder Klaus BASTEN als Diener Christoph. Einzig Hauke MÖLLER als junger Liebhaber Baron von Reinthal zeigte in der Höhe eine enge Stimmführung, was seiner Spielfreude aber keinen Abbruch tat.

Ulf SCHIRMER am Pult demonstrierte wieder einmal, daß es für ihn keinen Unterschied macht, ob eine Musik 1851 oder 1944 entstanden ist. Selbst ein so heterogenes Programm weiß er zu vermitteln. KS