"DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" - 22. Januar 2008

Die Minimalisten sind auf den Münchner Opernbühnen nicht wirklich oft zu Gast. Daher verwundert es kaum, daß die Produktion von Philip Glass' "Die Schöne und das Biest" eine Münchner Erstaufführung ist (es gäbe wohl noch viele davon). Somit ist allein die Wahl des Stückes dem neuen Intendanten Ulrich Peters hoch anzurechnen.

Aber das gute Händchen zeigt sich noch weiter. Glass' Oper, nach einem Film von Jean Cocteau, ist auch räumlich eine gute Wahl. Keine Kammeroper, aber auch kein Monumentalwerk, füllt es den Raum des Gärtnerplatztheaters aufs schönste aus.

Rosamund GILMORE versucht gar nicht erst eine Cocteau'sche Ästhetik zu kopieren, verfällt aber auch nicht ins märchenhaft Kitschige. Zu Beginn erinnert der Raum (Bühne und Kostüme Friedrich OBERLE) mit seinen spitzen Häusern eher an Lyonel Feininger, später wirkt oft der leere Raum versetzt mit einzelnen Dekorationsstücken auf der Drehbühne bis hin zu einem Auto. Entscheidender ist das Licht (Lichtgestaltung Wieland MÜLLER-HASLINGER), das die Bühne in klare kühle Farben taucht zwischen blau und rot.

Die Handlung ist schnell erzählt. Ein Vater mit einem Sohn und drei Töchtern (zwei Furien und der Schönen) bricht im Garten des Biests eine Rose und soll dafür mit dem Tod bezahlen, es sei denn, eine seine Töchter ist bereit für ihn einzustehen. So geht denn die Schöne zum Biest, das sich sofort in das Mädchen verliebt. Durch ihre Loyalität und Freundlichkeit wird das Biest am Ende erlöst und erweist sich, wie kann es anders sein, als Prinz.

Lange Instrumentalszenen unterbrechen immer wieder die Handlung und fordern tänzerische Ausgestaltung. Als ausgebildete Choreographin läßt Rosamund Gilmore es sich nicht nehmen, diese zu gestalten. Sie findet schöne Bilder voller Anmut und leichtem Humor in phantasievollen Masken, kann aber die Unausgewogenheit des Stückes damit nicht ganz abfedern. Irgendwann wartet man einfach auf den Fortgang der Handlung. Die Figuren bewegen sich sicher zwischen Psychologie und märchenhaftem Holzschnitt.

Sybille SPECHT verzaubert als La Belle, und Julian KUMPUSCH gelingt der aufwendige Spagat zwischen seinen beiden (oder drei) Rollen als Biest und als Freund der Familie Avenant. Holger OHLMANN, plakativ auf alter Mann geschminkt, drückt die rechte Verzweiflung des vierfachen Vaters aus. Thérèse WINCENT und Stefanie KUNSCHKE genießen sichtlich die Rollen der zänkischen Schwestern Félice und Adelaide, und Daniel FIOLKA als Bruder Ludovic ist ganz Teenager.

Das vielleicht größte Verdienst des Abends gebührt allerdings David STAHL und dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ. Wie es ihnen gelingt Glass' Musik über anderthalb Stunden spannend zu gestalten, die Dynamiken herauszuarbeiten und Bögen aufzubauen ist beeindruckend und allein einen weiteren Besuch wert. Bitte mehr von solchen Produktionen, Herr Peters. KS