"FRIEDERIKE" (Lehar), konzertant - 9 März 2008

"Oh Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich Dich" - dieses Geständnis des jungen verliebten Johann Wolfgang von Goethe an Friederike von Sesenheim lockte das Münchener Publikum zu einem nachmittäglichen Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks ins ausverkaufte Münchner Prinzregententheater. Das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter der Leitung von Ulf SCHIRMER wagte sich an diese so selten aufgeführte Komposition von Franz Lehár, als Singspiel bezeichnet, aber eigentlich eine Oper mit Sprechtexten. Immer wieder dringt im Kompositionsstil Lehárs der Wunsch durch, einmal eine Oper zu schreiben (er war eng mit Puccini befreundet), und das beweisen auch die einzelnen Orchestereinlagen und die Arien und Duette, ersteres besonders erkennbar im Vorspiel und im einprägenden kurzen Zwischenspiel vor dem 3. Akt. Ulf Schirmer vermochte sein Orchester auch dementsprechend zu führen.

Die wahre Geschichte der Liebe der Friederike von Sesenheim zum jungen ehrgeizigen Goethe, der sie aus Karrieregründen verließ (im Libretto von Ludwig Herzer und Fritz Beda-Löhner - in der für diese Aufführung erstellten Dialogfassung und Dialogregie von Ralf Eger gibt Friederike selbst Goethe frei) verewigte Goethe in seinen "Sesenheimer Liedern" , die teilweise auch in Lehárs Werk eingebunden wurden. Selbst "Sah ein Knab ein Röslein steh'n" fand darin seinen Platz als Hymne auf die "Rose von Sesenheim." Die Arien und Duette wurden in den Hauptfiguren nur für drei Sänger geschrieben, während die übrigen Rollen mit Schauspielern zu besetzen waren, die allesamt hier von Studenten der Bayerischen Theaterakademie August Everding kamen.

Besonders auffallend in einer guten Interpretation Marian KINDERMANN als Weyland, zufriedenstellend in den Kleinstrollen des Karl August, Großherzog von Sachsen-Weimar Philipp BÖRNER und Robert Andrej AUGUSTIN als Hauptmann Knebel. Von den Hauptprotagonisten hatte es der Interpret des Goethe besonders schwer, an die Erinnerung des großen Richard Tauber anzuknüpfen, der die meisten Tenorpartien der Werke Franz Lehárs in der Uraufführung gesungen hatte. Klaus Florian VOGT entsprach in gesanglicher Leistung und darstellerischer Interpretation voll und ganz dieser Vorstellung und war in mit stimmlichen Volumen und Textverständlichkeit überragend, man merkte deutlich seine Vorliebe für Richard-Wagner-Partien, in denen er ja derzeit zu den gefragtesten Tenören gehört.

Kristiane KAISER in der Titelpartie stellte eine mit viel Liebreiz im Ausdruck ausgestattete Sopranstimme mit viel Piani-Möglichkeiten vor, die aber bis zum Schluß wenig hörbar durchdringen konnten. Ebenso war dieses beim sogenannten Buffopaar Sylvia SCHWARTZ (Salomea) und Daniel BEHLE als Lenz zu bemerken, die sich nach anfänglich sehr gutem Start immer mehr zurückzogen. Warum? An den Aufnahme-Mikrophonen des Bayerischen Rundfunks, da diese Aufführung für cpo live mitgeschnitten wurde, wird es doch nicht gelegen haben.

Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS in der Einstudierung von Peter DIJKSTRA tat wie üblich sein bestes, zudem waren auch noch die Sopranistinnen Simona BRÜNNINGHAUS, Barbara FLECKENSTEIN, Stefanie RÜCKEL und Atsuko SUZUKI als Solistinnen in den Partien der Freundinnen der Friederike und den Damen der Gesellschaft gut zu vernehmen. Georg LIENER an der Solovioline, Valentin RADUTIU am Solovioloncello und Andreas GÖTZ an der Orgel einzusetzen, war ein guter Griff Ulf Schirmers. ISt