"I MASNADIERI" - 18. März 2008

Die Handlung der Oper nach der Vorlage von Schillers "Räubern" wurde von Thomas WÜNSCH, dem die Inszenierung oblag, in eine Metropole des Jahres 2056 - ein Irgendwo mit umgeknickter Freiheitsstatue Amerikas - verlegt, die sich den ganzen Abend auf der Bühne befand, um den Freiheitsgedanken möglichst verständlich herauszubringen. Da der Komponist sich während seines Lebens immer wieder mit Politik beschäftigt, sogar der italienischen Freiheitsbewegung, dem Il risorgimento angehörte, ja selbst Parlamentsabgeordneter war, erschien es gar nicht abwegig, daß sich Verdi diesen Stoff herausgriff und mit den Texten von Andrea Maffei, ganz an das schiller'sche Drama angelehnt, eine Oper schrieb, die voller herrlicher Arien und Duette sowie großartigen Chorszenen nur so strotz und leider so selten aufgeführt wird. Für diese Tat ist der neuen Intendanz des Staatstheaters am Gärtnerplatz zu danken, die sich nicht scheute (völlig ungewohnt), das Werk in der Originalsprache aufzuführen. Zur Verständlichkeit des Textes läuft ein Spruchband in deutscher Sprache mit.

Schon in der Ouvertüre, während derer sich Flüchtlinge vor Terror und Gewalt auf der Bühne befanden, war man fasziniert von der kommenden Dramatik der Musik. Der Schrei einer Frau (leider im Programmheft nicht aufgeführt) nach einem auf der Flucht verloren gegangenen oder getöteten Antonio klang schaurig durchs Haus und erzeugte Gänsehaut. Und diese Gänsehaut verlor man nicht während des ganzen Abends, da nicht nur das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz durch die gekonnte einfühlende Stabführung von Henrik NÁNÁSI die volle Klangfülle einer Verdi-Oper erbrachte, sondern vor allen Dingen der Räuber-CHOR eine darstellerische und gesangliche Höchstleistung erbrachte (Einstudierung Hans-Joachim WILLRICH), in die sich EXTRACHOR und STATISTERIE gut integrierten.

Wahre Außenseiter mit terroristischer Gewalt und Brutalität in Bestinterpretation standen da auf der Bühne, deren Anführer, selbst Außenseiter unter Außenseitern, Carlo (Harrie VAN DER PLAS mit guter tenoraler Höhe in seinen Arien ) sich schwer in diesen Kreis einfügen konnte. Die weiteren Figuren nach Friedrich Schiller und Andrea Maffei wurden vom Komponisten ebenfalls mit Arien ausgestattet, in denen sie ihre stimmliche Disposition voll zur Geltung bringen konnten. Sandra MOON als Amelia war nicht nur im Stück der am Schluß getötete Engel des Abends. Ihr mit viel Farbe und piani ausgestatteter Sopran machte ihre Partie zum Höhepunkt des Abends, sie konnte bereits in ihrer Auftrittsarie voll überzeugen.

Dem Bariton Gregor DALAL als Francesco fehlte in der Darstellung seiner Rolle das Intrigante, er konnte auch nicht in seiner Reue-Arie am Schluß überzeugen. Zu viel hineingesungene piani-Stellen hinderten ihn wohl daran. Der unglückliche Massimiliano Conte di Moor (im Rollstuhl) wurde vom Bassisten Jörg SIMON überzeugend interpretiert. Alle weiteren Partien , vor allen Dingen der Arminio von Tilmann UNGER, waren rollen- und stimmgerecht besetzt, so auch Christian HÜBNER als Moser und Mario PODRECNIK als Rolla.

Bei dieser Inszenierung stimmt alles -Regie-Ideen sowie Bühne und Kostüme (Heiko MÖNNICH), und man kann nur hoffen, daß die neue Intendanz unseres Gärtnertheaters hier mehr so Gelungenes in die künftigen Spielpläne bringt. ISt