"CARMEN" - 10. Januar 2009

Vorstellung für die Freunde des Nationaltheaters

Anläßlich des 40. Wiedersehenstreffen ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper erklangen unter der überragenden musikalischen Leitung von Dan ETTINGER dieses Mal in der einstmals umstrittenenen, mittlerweile publikumsgerecht entsorgten Inszenierung (Lina WERTMÜLLER) Georges Bizets zündende Melodien seiner Oper Carmen. Und es eilten viele der großen Alten herbei, um wieder einmal in ihrem früheren Haus mit den alten Kollegen Wiedersehen zu feiern; allerdings waren es in diesem Jahr bedeutend weniger als in den anderen Jahren, was wohl an der eisigen Kälte derzeit in München gelegen haben wird.

Man sah und begrüßte u.a. von den Damen die Kammersängerinnen Lilian Benningsen, Antonia Fahberg, Ingeborg Hallstein, Hildegard Hillebrecht, Edith Mathis, Annelie Waas und von den Herren die Kammersänger Franz Crass, Heinz Imdahl und den Solotänzer Heino Hallhuber.

Mit uns allen erlebten sie das bunte ganz im spanischen Milieu befindliche Treiben in Originalkostümen auf der Bühne (Enrico JOB), das den einen oder anderen an die Vergangenheit erinnert haben möge, in welcher er in der einen oder anderen Rolle auf der Bühne stand. Zur hohen Musikalität des Dirigats gesellten sich dazu noch ausgezeichnet erarbeitete CHORszenen, auch mit dem KINDERCHOR (Andrés MASPERO).

Als Bestbesetzung der Titelrolle erwies sich Kate ALDRICH, deren wohlklingender, ausdrucksbetonter Mezzosopran nebst einer durchdachten Rollenauffassung, verführerisch und doch seelenvoll, einer Carmen voll gerecht wurde. Marco BERTI als Don José sang seinen Part ganz ordentlich, konnte aber wenig Ausstrahlung zeigen, man kann Carmen wohl verstehen, daß sie sich dem Stierkämpfer Escamillo zuwendet, der von Erwin SCHROTT verkörpert wurde, der sich auf der Opernbühne erheblich wohler zu fühlen scheint als in einem Arienabend. Seine Rolleninterpretation gelang ihm gut, sein Auftrittslied, das von einem Escamillo-Interpreten immer gefürchtet und für ein Gelingen dieser Partie an einem Carmen-Abend verantwortlich ist, war mit fülliger differenzierter Stimme gesungen. Die Micaela von Genia KÜHMEIER war rollengerecht gesungen mit ihr eigenen sehr guten piani-Stellen, die sie an diesem Abend aber verhalten brachte.

Man erlebte ferner in den anderen Partien einen in Stimme und Darstellung sehr gut disponierten Christian VAN HORN als Zuniga und in den Schmuggler-Rollen konnte man die Ensemble-Mitglieder der Bayerischen Staatsoper Christian RIEGER als Dancairo, Kevin CONNERS als Remendado, Lana KOS als Frasquita und Anaik MOREL als Mercedes erleben, deren Schmuggler-Quintett mit Kate Aldrich zu einem musikalischen Höhepunkt wurde. Nikolay BORCHEV in der kleinen Rolle des Sergeanten Morales wirkte naturgemäß etwas blass, der Wirt Lillas Pastia Manfred ULTSCH fügte sich gut ein.

Die großen Alten waren dieses Mal nicht enttäuscht. ISt