"DER LIEBESTRANK" - 16. April 2009

An dieses immer wieder gern gehörte Belcanto-Werk von Gaetano Donizetti wagte sich dieses Mal - allerdings in deutscher Sprache gesungen (neue deutsche Bearbeitung Josef Heinzelmann, was allerdings dem so hochmusikalischen Werk nicht allzu zuträglich ist) - das Staatstheater am Gärtnerplatz in einer zwar konventionellen (Gott sei Dank) Inszenierung, die aber den Ort der Handlung in zwei Länder teilt. Im 1. Akt fühlte man sich wohl in einem italienischen oder Südtiroler Bauerndorf, in dem das Geschehen librettogemäß auch zu spielen hat, während Nico RABENWALD, der die Inszenierung übernommen hatte, den 2. Akt in ein bayerisches Dorf verlegte mit einer fast lächerlichen Imitation von bayerischer Originaltracht (Kostüme und Bühne Manfred BREITENFELLNER) und einem wieder einmal für alles herhalten müssendes Ludwig II.-Bildnis.

Warum muß eigentlich immer das traditionsreiche Volk der Bayern in einer nahezu verunglimpfenden Weise in Operninszenierungen Niederschlag finden? Außerdem ist es Herrn Rabenwald nicht gelungen zu bedenken, daß es sich hier um eine italienische Oper handelt, in dem auch die Figuren der Handlung italienische Namen tragen, so daß die Bayern hier auf keinen Fall eine Rolle spielen können und dürfen.

Die musikalische Interpretation war überaus zufriedenstellend, gerade das Dirigat Liviu PECU fand eine leistungsgerechte Aufnahme beim Publikum, auch der CHOR DES STAATSTHEATERs unter der Einstudierung von Jörn Hinnerk ANDRESEN erbrachte eine sehr gute Abendleistung.

Adrian XHEMA als Nemorino, mit einem höhensicheren Tenor ausgestattet, der leider an diesem Abend an manchen Stellen zum Forcieren neigte, machte seine Sache sehr gut, aber vielleicht klingt "Una furtiva lacrima" in deutsch gesungen einfach etwas anders. Auch kam in Spiel und Vortrag und mit voluminösem Bariton die Leistung von Daniel FIOLKA als Belcore sehr beeindruckend zum Publikum, auch Milica JOVANOVIC als Giannetta konnte sich stimmlich sowie darstellerisch sehr gut präsentieren.

Den absoluten Vogel allerdings schossen zwei Protagonisten ab, nämlich Talia OR als Adina, der mit ihrem leuchtenden und ausdruckstarken Sopran und auch in ihrer Darstellung selbst beim deutschen Text noch ein ausdrucksvolles Belcanto gelang, gerade in den piani-Höhen, und Stefan STEVENICH als der alles einfädelnde "Dorfbader" Dulcamara, der schon gleich mit seinem Auftrittslied auf seiner fahrenden Mixturen-Apotheke für eine perfekte stimmliche und zugleich humoristische Darstellung dieser Partie sorgen konnte.

Eine nicht von der Hand zu weisende, allerdings makabere, Regie-Idee sei noch zu vermerken: Als Nemorino sein Handgeld erhielt, zog man ihm aus einer Altkleiderkiste die Uniform eines auf dem Schlachtfeld verbluteten Soldaten an, was wieder mal einmal beweist: Heutige Regisseure können wohl auf solche Dinge bei ihren Inszenierungen nicht verzichten. I.St.