"ARIADNE AUF NAXOS" - 3. Oktober 2009

Und sie kamen alle Jahre wieder, die "alten Künstler", um ihr traditionelles Wiedersehen (dieses Mal das 41.) zu feiern, ihre Erinnerungen auszutauschen und das Ganze in einer Opernaufführung am Abend ausklingen zu lassen. Dies war wie jedes Jahr eine Idee der Freunde des Nationaltheaters, die an diesem Abend die gewählte Vorstellung auch dem breiten Publikum zugänglich machten. So sah man wieder einmal von den Großen der Vergangenheit die Kammersängerinnen und Kammersänger Sari Barabas, Reri Grist, Hildegard Hillebrecht, Annelie Waas, Edith Mathis, und bei den neu dazu gekommenen Daphne Evangelatos und Helena Jungwirth mit Claes H. Ahnsjö und Franz Crass. Sicherlich hätte man noch mehr der großen Alten begrüßen können, wenn man nicht die Oper "Ariadne" gewählt hätte, die ohne Pause ist. Das Suchen seiner Lieblinge wurde dadurch dem Publikum erheblich erschwert, weil die alljährliche Autogrammjagd in der Pause dadurch völlig flach viel. Die Autogrammstunde am Schluß in der Vorhalle anzuberaumen, war wohl nicht so glücklich, da manch einer, nicht nur aus der Künstlerriege, lieber den Weg nach Hause antrat.

Neugierig war man - wie wohl die bewährte Inszenierung von Robert CARSEN, die im Prinzregententheater München wahre Triumphe, zuletzt bei der Opernfestspielen in München, feiern konnte, auf der Bühne des Nationaltheaters München beim Publikum ankommen würde. Und sie kam sehr gut an, zugeschneidert auf das Nationaltheater ließ sie auch dort die Protagonisten ins Publikum, und schaffte dadurch von Anfang an die gleiche gelockerte Atmosphäre. Die Dichtung von Hugo von Hofmannsthal von Richard Strauss mit vielen musikalischen Höhepunkten ausgestattet, in dieser Weise auf die Bühne zu bringen, wird wohl auch im Nationaltheater München ein Publikumsrenner werden, gerade, weil sie - mit Spiegeln auf der Bühne - die reizvolle Kulisse des Nationaltheaters aufzeigt.

Das ihre Plätze suchende Publikum schon vor Spielbeginn an den Proben zur Tanzmaskerade (OPERNBALLETT DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der Repetition von Mark LAWSON) teilnehmen zu lassen, erzeugt schon Spannung auf das kommende Vorspiel, in dem der "gnädige Herr" und Sponsor (Dieter OPPITZ) samt Haushofmeister Musiklehrer und Komponist sowie Sänger zum Wahnsinn treibt, in dem er die Traueroper "Ariadne" und die Tanzmaskerade in einem Stück aufgeführt haben wollte - eine fast unlösbare Aufgabe, die aber gerade dem Komponisten, für den Musik eine "Heilige Kunst" darstellt, am Ende voll gelungen ist. Die Turbulenzen nebst eingeflochtenen Gefühlen mancher Darsteller im Theatermilieu sind sehr gut aufgezeigt, besonders gelungen hier die aufkeimenden Gefühle zwischen Zerbinetta und dem Komponisten.

In der Reihe ihres Auftritts im Programmzettel sei zunächst die ausgezeichnete Studie des arrogant dümmlichen Haushofmeisters Maik SOLBACH in der Sprechrolle erwähnt, dazu bei der Sängerriege eine ebensolche von Eike Wilm SCHULTE als Haushofmeister, eine in Bestdisposition singende Daniela SINDRAM als Komponist, die leuchtende Tenorstimme des Klaus Florian VOGT als der "schöne stille Gott" Bacchus, eine ausreichende Darstellung von Francesco PETROZZI als Offizier, Guy DE MEY als Tanzmeister, Todd BOYE als Perückenmacher und Christian RIEGER als Lakai.

Eine geglückt gefundene Nachfolgerin der Premieren-Zerbinetta Diana Damrau war hier Jane ARCHIBALD mit perfekten Koloraturen gerade im Bravourstück "Großmächtige Prinzessin", die glänzend disponierte Anja KAMPE als Ariadne, gerade in "Es gibt ein Reich" zeigte sie alle Facetten ihres stimmlichen Könnens, und die Humoristen mit sehr guten Darstellungsvermögen Nikolay BORCHEV als Harlekin, Ulrich REß als Scaramuccio, Steven HUMES als Truffaldin und Kevin CONNERS als Brighella. Najade, Dryade und Echo waren mit den Stimmen von Lana KOS, Tara ERRAUGHT und Laura TATULESCU sehr gut besetzt, vor allem aber erlebte man für dieses Bravourstück von Richard Strauss wieder einmal in Höchstform das BAYERISCHE STAATSORCHESTER unter der werksgetreuen Stabführung von Jacques LACOMBE.

Man mag annehmen, daß auch diese Stückwahl der Freunde des Nationaltheaters bei den ehemaligen Größen der Bayerischen Staatsoper gut ankam. ISt