"PAGANINI", konzertant - 11. Oktober 2009

1. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Mit einem späten Lehar, einem Reifewerk im Spielopernstil, komponiert für Richard Tauber im Jahre 1925, überraschte uns Ulf SCHIRMER mit seinem ORCHESTER konzertant im ausverkauften Prinzregententheater. Diese Überraschung ist Ulf Schirmer, der sich derzeit intensiv um die Auferstehung der Operette und gerade mit den Kompositionen von Franz Lehar beschäftigt, gelungen. Mit wie stets schwungvollem, manchmal zu temperamentvollem, Dirigat entführte er das Publikum in die Traumwelt der Melodien des Komponisten, damals und auch noch heute Ohrwürmer, unvergeßlich in ihrer hohen Musikalität.

Die vermutete historische Begebenheit der Affaire der Schwester Napoleons mit dem "Teufelsgeiger" Nicolo Paganini, dessen Amouren und Spielsucht letztendlich historisch zu manchen Skandalen führte (er ist auch verarmt gestorben) wurde, ausgestattet mit hervorragenden Gesangssolisten, zu einem spannenden Erlebnis für den Zuschauer, was wieder mal beweist, daß man auch konzertant eine solche Wirkung beim Publikum erzielen kann.

Das Münchner Rundfunkorchester besitzt Musiker mit hoher Qualität, so besitzt es auch einen Konzertmeister, nämlich Henry RAUDALES, der schon zu Beginn des Werks mit seinem intensiven Geigenspiel und mit hoher Musikalität an den unvergeßlichen geheimnisvollen Nicolo Paganini erinnern konnte und an dem großen Abenderfolg des Werks einen erheblichen Anteil hatte, zumal in seinem Spiel fragmentweise sogar Geigenklänge des Meisters zu hören waren.

Dadurch verschmolzen Sänger und Virtuose zu einer Einheit, zumal die Titelfigur des Nicolo Paganini von Zoran TODOROVICH in tenoraler Bestform, Ausstrahlung und Charme mit ein wenig Richard-Tauber-Schmelz perfekt verkörpert wurde. Schon im Auftrittslied des Paganini kündigte Herr Todorovich seine hervorragende Abendform an. Sich bis zum Ende der Aufführung zu steigern und dazu noch ein perfekt gebrachtes hohes C zu bringen ("Bartucci - komm in die Welt"), das macht ihm so schnell keiner nach. In "Gern hab ich die Frau'n geküßt" erklangen leichte Kopftöne, die absolut passend und den Vortrag aufhellend, eingesetzt wurden. Hier hielt Zoran Todorovich ein wenig die Erinnerung an den Lieblingstenor des Komponisten wach.

Sein fürstliches Abenteuer Maria Anna Elisa, die Schwester Napoleons und Regentin von Lucca, wurde von Kristiane KAISER verkörpert, die manchmal am temperamentvollen Dirigat von Ulf Schirmer scheiterte, aber dennoch personengerecht ihren Part gestalten konnte. Sehr gut gesungen "Liebe, du Himmel auf Erden". Im Duett Anna Elisa und Paganini "Niemand liebt dich so wie ich" konnten beide Stimmen sich gut aufeinander abstimmen.

Eine Entdeckung für das Soubrettenfach dürfte Eva LIEBAU als Bella Giretti sein, die zusammen mit Martin ZYSSET als Pimpinelli ein perfekt singendes und humoristisches Können aufweisendes Buffopaar auf die Bühne brachte ("Mit den Frau'n auf du und du" - "Einmal möcht' ich was Närrisches tun").

Den popanzigen Fürsten Felice brachte Jörg SCHÖRNER stimmlich sowie darstellerisch gut auf die Bühne, ebenso lieferte Philipp GAISER in den Rollen des buckligen Beppo, dem Schmuggler Foletto und als fürstlicher Jäger sehr gute Studien. In den Sprechrollen des Agenten Bartucci erlebte man Frank MANHOLD und Philipp LIND als Graf Hédouville gut eingefügt in die Riege der singenden Protagonisten. Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs unter Udo MEHRPOHL leistete wieder einmal sein Bestes.

Dieser Abend wird vor allem durch zwei perfekte Paganini-Interpreten in Erinnerung bleiben. ISt