"L'INFEDELTÀ DELUSA" konzertant - 6. Dezember 2009

2. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Anläßlich des 200.Todesjahrs von Joseph Haydn wagte sich der Bayerische Rundfunk an eine Aufführung seines leider kaum bekannten Werks "L'infedeltà delusa" in konzertanter Form, die der Haydn-Spezialist Hansjörg SCHELLENBERGER mit großer Sorgfalt und Einfühlung ins Werk dirigierte; fein herausgearbeitete Tempisetzung und hohe Musikalität zeichneten den Dirigenten des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs mit seinen Musikern aus.

Man fühlte sich zurückversetzt in die Zeit der Fürsten Esterhazy in Eisenstadt, wo Haydn als Hofkomponist wirkte, und wo "Die vereitelte Untreue oder Untreue lohnt sich nicht", wie sich oben genannte Oper in deutscher Sprache betitelt, am 26. Juli 1773 uraufgeführt wurde. Ein amüsantes Libretto für diese Burletto per musica in zwei Akten von Marco Coltellini mag zum Erfolg dieser Oper damals beigetragen haben, die sich aber wohl in der Folge auf den Bühnen nicht durchsetzen konnte und vergessen zu sein schien, und das sehr zu Unrecht.

Spannungsgeladen mit viel komödiantischem Geschick auf die Konzertbühne gebracht erlebte man eine humorige musikalische Verkleidungskomödie, die von einem wieder einmal zur Heirat des Falschen gezwungenen jungen Mädchen inszeniert wurde, um den "Richtigen" zu finden. Dieses junge Mädchen namens Vespina wurde von einer jungen Sopranistin verkörpert, die nicht nur über eine ausgezeichnete Stimmtechnik und Spielfreudigkeit verfügt, sondern auch dazu noch komödiantisches Talent besitzt, um in allen Verkleidungsszenen (die dazu gehörigen Kostümumzüge teils auf offener Bühne waren gekonnt) den Vogel des Abends abzuschießen. Selbst die jeweiligen zu den Figuren gehörenden Stimmverstellungen konnte diese junge Sängerin perfekt und ohne Anstrengung auf die Bühne bringen - Iwona SOBOTKA heißt dieses Wunderwesen, der man international viel Aufmerksamkeit entgegenbringen müßte.

Die übrigen Protagonisten waren junge, in München kaum bekannte Stimmen, die man sich aber ruhig einprägen möge. Mijke SEKHUIS als Sandrina bestand ihre Aufgabe neben Iwona Sobotka sehr gut, von den Herrn gefiel Aleksander KUNACH als Filippo mit sehr gut geschultem Tenor, Leif ARUHN SOLÉN als Nencio zeigte ein sehr gutes Spieltalent, was sein etwas leises Stimmvolumen ausglich. Dominik WÖRNER als Nanni mit Spielopern-Baß fügte sich bestens in die junge Sängerriege ein.

Das Cembalo von Hedwig BILGRAM klang wie immer routiniert, ebenso das Violoncello von Edgar GREDLER. Etwas merkwürdig war die Bühnenkleidung der Protagonisten, die Damen in Abendrobe, während die Herren sehr salopp in Hemd und Hose auftraten. War das gewollt? ISt