"MACBETH" (konzertant) - 17. Januar 2010

3. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Um einen ungetrübten Musikgenuß zu erleben, sollte man eine Oper in konzertanter Form besuchen, da dies die eigene Phantasie anregt, und man sich nicht durch eine mißglückte Inszenierung quälen muß, die das wirkliche Handlungsgeschehen von der musikalischen Seite her völlig außer Acht läßt.

Diesmal sorgte der Bayerische Rundfunk für solch einen Opernabend im 3. Sonntagskonzert, in dem er Giuseppe Verdis blutrünstigen Opernkrimi "Macbeth", der das dunkle Schottland im 11. Jahrhundert wieder aufleben ließ, im Prinzregententheater München zur Aufführung brachte. Man hörte die 2. Fassung von 1865 mit den italienischen Texten von Francesco Maria Piave in Ergänzungen von Andrea Maffei.

Friederich HAIDER dirigierte meisterlich das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, vor allen Dingen die Ballettmusik im 3. Akt gelang dramatisch und verdigerecht. Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs unter der bewährten Einstudierung von Seniorchorleiter der Bayerischen Staatsoper Udo MEHRPOHL hätte die Chorszenen, ob Hexen, Geister oder Volk nicht prägnanter darbieten können als geschehen und vermochte dadurch den perfekten Abend abzurunden.

Bei der Sängerwahl hatte der Bayerische Rundfunk eine glückliche Hand, vor allen Dingen war die Titelpartie des machthungrigen Macbeth, der sich den Mordplänen seiner ebenso machtgierigen Lady unterwerfen musste, hervorragend gezeichnet und gesungen von Sebastian CATANA, der seinem kräftigen Bariton die für diese Rolle nötige Intriganz und Bösartigkeit verleihen konnte, steigerungsfähig bis zum Schluß ("Perfidi! All'Anglo contro me v'unite!"). Als Banquo verlieh Maurizio MURARO dieser Figur eine perfekte Stimmfärbung, die vor allen Dingen in der Todesahnung "Studia il passo, o mio figlio"voll zum Tragen kam, und dieser Figur Abendfülle verlieh.

Raffaella ANGELETTI als Lady Macbeth, eine Sopranistin, die sich hauptsächlich dem Verismo nahe fühlt, konnte als machtgierige und dem Wahnsinn verfallenen Lady zwar gut disponiert in vielen Passagen überzeugen, lediglich fehlte gerade bei ihrer Briefarie die für diese Partie nötige Dramatik und Bösartigkeit im Vortrag. Die Schlafwandelszene im letzten Akt gelang ihr ganz ordentlich, da sie hier piani einsetzen konnte. Luis DÁMASO als Macduff sang die berühmte Arie "Oh figli, o figli miei" rollengerecht und konnte dadurch zum Gelingen dieses musikalisch hochkarätigen Abend gut beisteuern.

Kremena DILCHEVA als Kammerfrau der Lady, JunHo YOU als Malcolm sowie Tareq NAZAMI in verschiedenen kleineren Baßrollen der Oper fügten sich sehr gut ein sowie auch die beiden SOLISTEN.

DER AUGSBURGER DOMSINGKNABEN, die die Erscheinungen des Macbeth sangen.

Alles in allem konnte man zufrieden und erfüllt wieder einmal von einem geglückten Opernabend nach Hause gehen. I.St.