"TRI SESTRI" - 8. Februar 2010

Bevor Ende des Monats Peter Eötvös' neue Oper "Die Tragödie des Teufels" am Nationaltheater uraufgeführt wird, bieten die Bayerische Theaterakademie und die Hochschule für Musik als Vorgeschmack und Einstimmung schon einmal seine erste, nun schon gut zehn Jahre alte, Oper "Tri Sestri" nach Anton Tschechow.

Rosamund GILMORE hat sich der Regie angenommen und zusammen mit Bühnen- und Kostümbildner Carl Friedrich OBERLE eine Produktion voller Stimmung geschaffen. Der Grundton der Bühne ist gewischtes Weiß, über dem Hauptorchester auf der Bühne (Leitung Joachim TSCHIEDEL) schwebt eine offene Akustikmuschel wie über einem Kurorchester, hinter den Musikern stehen die obligaten Birken. Auf der Bühne davor finden sich ein zersägtes Klavier, ein langer Tisch, in Teilen ohne Tischplatte, Stühle ohne Sitze, ein Sockel mit Schaukelstuhl darauf und ein an Seilen schwebendes Metallbett. Surreales trifft hier auf expressionistisch durchchoreographierte Bewegungen der Figuren.

Vor der Bühne im Graben lenkt Ulf SCHIRMER die Solisten seines MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs, die Instrumente jeweils klangliche Verkörperung einer Bühnenfigur mit Einfühlungsvermögen und großer Präzision.

Eötvös (Jahrgang 1944) konzentriert sich ganz auf die Titelfiguren, widmet ihnen jeweils eine Szene, die aus ihrer Sicht erzählt wird. So geschehen manche Dinge mehrfach, auch dies unterstreicht den surrealen Eindruck. Alles ist ein bisschen wir in Trance, die Bewegungen gleitend, die Tschechowsche Tristesse noch übersteigert. Diese Damen werden nie in Moskau ankommen.

Die Figuren sind mit Studenten der Hochschulen und Gästen punktgenau besetzt, die Schwestern mit Frauen, statt wie in der Uraufführung mit Countertenören besetzt. Hier stechen besonders die Irina von Elvira HASANAGIC in ihrer Fragilität und Unentschlossenheit, der zerbrechlich schwache Andrej von Andreas BURGHART, die leidenschaftliche Mascha von Anna LAPKOVSKAJA, der nervöse Doktor von Rouwen HUTHER, aber auch die kleine Partie der Amme Anfisia von Rainer SIEGENTHALER besonders hervor. Alle singen und spielen, als wäre das Werk Standard im Repertoire der Opernhäuser, und das auf russisch, einer Sprache, die sich nicht versteckt, da durch die Orchesterteilung die Sänger nie zugedeckt werden.

Wenn die "Drei Schwestern" ein Vorbote für Qualität der Uraufführung sind, so braucht sich der anwesende Komponist keine Sorgen zu machen. KS