"DIE TRAGÖDIE DES TEUFELS" - 28. Februar 2010

Wie schon in "Tri Sestri" verschreibt sich Peter Eötvös auch in seinem Auftragswerk der Bayerischen Staatsoper "Die Tragödie des Teufels" einem Thema der Weltliteratur, nämlich dem "Faust". Seine Grundlage ist dabei allerdings nicht etwa das Volksbuch oder gar Goethe, sondern das dramatische Gedicht "Die Tragödie des Menschen" seines Landsmannes Imre Madách. Bevor dieses allerdings zur Oper wird, durchläuft es die Werkstatt von Albert Ostermaier, der dem Ganzen mit seinem Libretto seinen eigenen Stempel aufdrückt.

In zwölf Szenen erzählt Ostermaier die Geschichte. Spielball im Kampf zwischen Luzifer (und seinen fünf Helfern) und Gott sind hier allerdings Adam und Eva. Und Luzifer bekommt noch mehr Unterstützung, in Form von Lucy. Nach Einführung des Personals beginnt das Spiel mit dem Apfel, Eva, die ihr Herz verliert und der Vertreibung aus dem Paradies. Und erst in der Trostlosigkeit der Welt kommt es zum Pakt zwischen Luzifer und Adam. Kann Adam Luzifer eine bessere Welt zeigen, wird er erlöst. Eine Reise durch die Welt folgt, bei der Adam immer wieder Enttäuschungen einstecken muß. Am Ende verlieren alle. Adam tötet die schwangere Eva, und Luzifer hat trotzdem nicht gesiegt. Auch die Rumata, vorher Mahner des Lebens und der Erde, sehen keinen Weg mehr.

Die Regie von Balázs KOVALIK bezieht sich völlig auf die Bühneninstallation von Ilya und Emilia KABAKOV, ein sich ewig drehender Turm, mal steile Treppe, besetzt mit Figuren, mal Gewölbe, wie unter einer Brücke, mal steinerne Rundbögen, mal alles seitlich im Übergang; Steine in gebrochenem Weiß. In den Kostümen von Amélie HAAS erscheinen Adam und Eva zunächst in paradiesischer Nackheit, hier durch hautenge, leicht glitzernde Overalls dargestellt. Nach der Vertreibung aber zeigen auch sie sich in den spacigen Kostümen der anderen, die Anspielungen an Filme wie Matrix und Solaris sind gewollt.

Eötvös' Musik dagegen hat nichts von Space Oddity. Er hat, wie schon in den "Tri Sestri" das Orchester verteilt auf wuchtiges Schlagwerk im Graben und Streicher erhöht hinter Bühne, was die Streicher noch leichter, ferner klingen läßt und Blech und Schlagzeug noch mehr betont, was eine beeindruckende Wirkung erzielt. EÖTVÖS dirigiert vom Graben selbst, auf der Bühne leitet Christopher WARD die Musiker des BAYERISCHEN STAATSORCHESTERs.

Topi LEHTIPUU als Adam, Cora BURGGRAAF als Eva, Ursula HESSE VON DEN STEINEN als Lucy, Georg NIGL als Luzifer und Julie KAUFMANN als Die Jeriko überzeugen in ihrer Darstellung, wie auch die fünf Helfer Kevin CONNERS als Der Skleton, Christoph POHL als Der Strugatzi, Nikolay BORCHEV als Der L, Christian RIEGER als Der Arkanar und Wolfang BANKL als Der Boris. Die Rumata von Elena TSALLAGOVA, Heike GRÖTZINGER und Annamária KOÁCS haben die vielleicht schönsten Gesangslinien der Oper übertragen bekommen, was ihre Rolle in Anlehnung an einen griechischen Chor betont.

Das Utopische an dieser komisch-utopischen Oper ist deutlich, das Komische schimmert nur selten durch, etwa wenn Luzifer den Telefonhörer abnimmt, nachdem ein klassischer Handyklingelton erklingt, hier allerdings wunderbar instrumentiert vom Orchester gespielt.

Nur wenige Zuschauer verließen während der 95 pausenlosen Minuten den Saal, danach allerdings war die Stimmung geteilt. Viel Stoff zum anschließenden Diskutieren gab es allemal. KS