"SILVANA" - 18. April 2010

Ein musikalisches Kleinod hat der Bayerische Rundfunk da aus seinem Dornröschen-Schlaf erweckt, nämlich eine romantische Oper von Carl Maria von Weber, die mit außergewöhnlich schönem Melodienreichtum ausgestattet, endlich - wenigstens konzertant - auf die Bühne des Prinzregententheaters kam. Wie das Programmheft ausweist, war es das erste Bühnenwerk des dreizehnjährigen unerfahrenen Komponisten, der durch das ungeschickte Libretto von Karl Ritter von Steinsberg insgesamt dreimal diesen ihm sehr am Herzen liegenden Stoff aufgriff, und das mit der stummen Rolle der Titelgeberin der Oper endlich am 29. Juli 1855 am Hoftheater in Dresden seine endgültige Fassung fand.

Dieses hoch musikalische Werk, das die Gefühle der jeweiligen Rollen mit Soloeinlagen der Orchestermusiker unterstreicht, in der heutigen Zeit bei diesen teils merkwürdigen Regie-Auffassungen auf die Bühne zu bringen, wäre ohnehin eine totale Degradierung, so daß man sich freuen konnte, wenigstens konzertant dieses Werk kennen zu lernen. Das endgültige Libretto mit Dialogen (Dialogregie Dominik WILGENBUS) von Franz Karl Hiemer war der heutigen Zeit angepasst, so daß sich dadurch der Zuhörer mehr und mehr in die Zeit der Romantik einfügen konnte.

Das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter Ulf SCHIRMER, dessen außergewöhnlicher Dirigatstil immer wieder auffällt, hatte das Orchester bestens geprobt voll im Griff, gerade in den Solostellen der Instrumente (hier besonders positiv auffallend das Violoncello von Rut NUTHELFER), zumal auch der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs, dieses Mal einstudiert von Robert BLANK, sich bestens präsentieren konnte.

In der Reihenfolge der Protagonisten im Programmheft erschien Lea Marlen WOITACK als die stumme Silvana und Erzählerin als gute Wahl aus der Riege der Theaterakademie, Michaela KAUNE in der Rolle der einen anderen Ritter liebenden Mechtilde, deren leuchtender Sopran besonders in der Arie der Mechtilde "Weh mir, es ist geschehen" zum Einsatz kommen konnte und die ihr perfekt gelang, war ebenso eine gute Wahl. In der kleinen Rolle der Kammerzofe der Mechtilde konnte Ines KRAPP glänzen.

Ferdinand von BOTHMER, der den unerwünschten Bräutigam der Mechtilde Graf Rudolph verkörperte, der sich spontan in das Waldmädchen Silvana verliebte, konnte in seiner Auftrittsarie nebst Rezitativ "Arme Mechtilde" einen sehr guten tenoralen Erfolg buchen, flachte leider zum Schluß der Oper etwas ab, war aber im Großen und Ganzen eine gute Sängerwahl für diese Partie. Der Tenor von Jörg SCHÖRNER als der von Mechtilde begehrte Bräutigam Albert von Cleeburg konnte in vielen Passagen sehr gut überzeugen, in der Rolle des Vaters der Mechtilde und schließlich auch des Waldmädchens Silvana konnte der voll tönende Bariton von Detlef ROTH ebenfalls als Bestwahl bezeichnet werden.

Andreas Fust war mit Andreas BURKHART gut besetzt, während den Vogel des Abends Simon PAULY als Knappe Krips nicht nur stimmlich überzeugend abschoß, sondern auch durch humoristische Einlagen das Publikum begeisterte. Tareq NAZAMI als Knappe Kurt sowie Marko CILIC in verschiedenen Sprechrollen wie Herold und Ulrich, Silvanas Pflegevater, fügten sich gut in die Sängerriege ein.

Ein hochmusikalischer unvergeßlicher Abend eines ebenso unvergeßlichen Werks eines großen Komponisten der Romantik - Carl Maria von Weber. ISt