"WUNSCHMUSIK IM BAYERISCHEN RUNDFUNK" - 2. Juni 2010

Eine große Konzertnacht des Münchner Rundfunkorchesters, zusammengestellt von Lesern der SZ und Hörern von BR Klassik (Beginn 19.00, Ende 23.45 Uhr), veranstaltete der Bayerische Rundfunk im Prinzregententheater in München. Sehr gerne erinnerte man sich dabei an eine Sendung des Bayerischen Rundfunks in der Vergangenheit, die unter dem Titel "Wunschkonzert" mit dem unvergessenen Moderator Fred Rauch jedes Wochenende die Hörer ans Radio lockte. Mit zwei Konzerten am Abend versuchte man die vielen Hörerwünsche zu erfüllen.

Die Moderation hatte man bei diesen zwei Konzerten Roger WILLEMSEN anvertraut, der äußerst launig durch den Abend führte, den nicht zu Unrecht der Dirigent des Abends Friedrich HAIDER als "Meister der Rhetorik" bezeichnete.

Im ersten Konzert widmete man sich mehr dem Gesang in Oper und Operette, während im zweiten Instrumental- und Orchesterwerke, auch aus dem Musical- und Filmbereich zu Gehör gebracht wurden. Zu einem solchen musikalischen Experiment braucht man einen flexiblen Gesangskünstler, der in allen Bereichen des Gesangs zu Hause ist, und einen ebensolchen Dirigenten, der ein Einfühlungsvermögen für alle musikalischen Sparten sein Orchester zu einer perfekten Wiedergabe der Kompositionen bringen kann. Beides ist der Veranstaltungsleitung voll gelungen.

Die Gesangsinterpretin des Abends Vesselina KASAROVA zeigte in allen ihren Vorträgen ein perfektes Belcanto-Mezzo-Können mit einer außergewöhnlich ausgeprägten Tiefe in gleich zu Beginn Rossinis "L'italiana in Algeri" ("Pensa alla patria"), stellte eine gut disponierte Carmen-Interpretation vor und steigerte ihren Vortrag noch mit einem Verismo-Vortrag in einer Szene aus "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea.

Friedrich Haider zeigte bei beiden Konzerten ein unglaubliches Talent, alle Kompositionen, ob Oper bis zum Musical kompositionsgerecht wiedergeben zu können. Im ersten Teil fiel vor allem Antonin Dvorak Konzertouvertüre "Karneval" auf, den er mit Johann Strauß Sohns Kaiserwalzer und Josef Strauß Schnellpolka "Ohne Sorgen" beendete. In Österreich beheimatet war er für letztere Interpretationen wohl der richtige Mann am Pult, ebenso für die Fledermaus-Ouvertüre im 2. Teil, die das Wien der Jahrhundertwende auferstehen ließ.

Ungemein malerisch erklang Jean Sibelius' Tondichtung "Finlandia" im 2. Konzert. Darin lernte man auch die Geigerin Mirijam CONTZEN kennen, die u.a. das Konzert für Violine und Streichorchester in E-Dur von Johann Sebastian Bach einfühlsam vortrug. Auch Ermanno Wolf-Ferrrari, der fast vergessene Komponist, wurde von Friedrich Haider im Vorspiel zur Oper "Die Vier Grobiane" wieder zum Leben erweckt. Musik querbeet an einem Abend so interpretiert zu bekommen, darf eine Wiederholung bringen, vor allen Dingen, wenn es mit dem "fabelhaft erhaltenen RUNDFUNKORCHESTER" (Roger Willemsen) unter der Stabführung von Friedrich Haider geschieht. ISt