VITTORIO GRIGOLO - 18. Januar 2011

Mit großen Erwartungen ging das Münchner Opernpublikum in diesen Arienabend. Außer einem einmaligen Einspringen an der Bayerischen Staatsoper als Partner von Edita Gruberova kannte man Vittorio GRIGOLO in München kaum. Leider ließ sich der Sänger leicht indisponiert ansagen (eine Erkältung hatte er noch nicht ganz auskuriert), was aber nur bei den Pianistellen zu merken war. Er präsentierte sich während des ganzen Abends mit einer enormen tenoralen Stimmfülle, die ins fortissiomo neigt, zeigte eine überzeichnete Darstellung seiner jeweiligen Opernfiguren in jedem seiner Vorträge, was aber das Publikum sehr begeisterte. Hiermit war es für alte Opernhasen klar, hier ist ein neuer Franco Bonisolli geboren mit der Stimmtechnik eines Franco Corelli. Sind beide wohl seine Vorbilder?

Gleich zu Beginn trug Vittorio Grigolo die Arie des Corrado "Tutto parea sorridere" aus Verdis "Il Corsaro" vor, wobei er die ganze Bühne von links nach rechts für seinen Vortrag, und nicht nur für dieses eine Mal, nutzte. Weitere Highlights waren so gern gehörte Ausschnitte aus "L'elisir d'amore" und "La Bohème", wobei es befremdlich und völlig neu erschien, daß sich während "Che gelida manina" ein Sänger knieend dem Publikum zeigt. Sehr gut gesungen und in die Rolle des Nemorino wieder überzeichnet eingelebt ("Una furtiva lagrima").

Um auch im Duett zu glänzen, hatte sich Herr Grigolo die bulgarische Sopranistin Sonya YONCHEVA zur Seite geholt, die den Abend nicht nur zusammen mit dem Star des Abends mit ihrer fein geschulten Sopranstimme, gepaart mit sehr guten Pianihöhen und Ausdruck im Vortrag abrunden konnte. Sie zeichnete sich im ersten Teil besonders mit der Arie der Mimi "Mi chiamano Mimi" aus Puccinis "La Bohème" aus und zeigte Witz und gekonnte Vortragskunst nicht nur im ersten Teil im Duett mit Vittorio Grigolo aus "L'elisir d'amore", sondern besonders im 2. Teil des Abends in den italienischen Liedern "Il baccio" und in Franz Lehars "Meine Lippen, die küssen so heiß", wobei sie in manchen Vortragspassagen sogar das Publikum mit einbezog.

Im 2. Teil nahm sich auch Herr Grigolo etwas zurück, und zeigte sehr gute Pianihöhen, die leider durch seine Erkältung etwas zu leise herüberkamen, in den italienischen Liedern wie "Parlami d'amore" und wirkte insgesamt ruhiger im Vortrag, was ihm nicht nur körperlich sehr gut tat. Temperamentvoll und doch sehr gut vorgetragen der Ohrwurm "Amapola".

Die ausreichende Sängeruntermalung fand durch das ORCHESTER DER NEUEN PHILHARMONIE WESTFALEN unter der Stabführung von Pier Giorgio MORANDI statt, der vielversprechend in den Orchesterstücken mit Giuseppe Verdis Ouvertüre zu "La forza del destino" begann, der aber dann während des Abends erheblich abflachte, was wohl auf eine mangelnde Probenmöglichkeit zurückzuführen wäre.

Alles in allem kann man diesen Abend als ein italienisches spettacolo bezeichnen. Wer so etwas liebt, kam voll auf seine Kosten. ISt