"REGINA" (konzertant) - 30. Januar 2010

Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

In einer Zeit des politisch sozialen Aufruhrs in aller Welt konnte man sich zusätzlich im Prinzregententheater München mit einem kaum gespielten Werk von Albert Lortzing, der Oper "Regina", beschäftigen, die Albert Lortzing von Mai bis November 1848 komponierte, und zu der er selbst auch das Libretto schrieb unter dem Titel "Regina oder Die Marodeure". Dieser Text wurde stark überarbeitet von Adolph L'Arronge, so daß diese Oper am 21. März 1899 an der Berliner Hofoper verspätet zur Aufführung kam. Sie beschäftigt sich in der Handlung mit dem Aufstand der Arbeiter und Studenten des Jahres 1848, spielt im Fabrikarbeitermilieu der damaligen Zeit, wo es zum Aufruhr und Aufstand in der Fabrik kommt.

Regina ist die Tochter des Fabrikbesitzers Simon (mit einer profunden Bass-Stimme wartete Albert PESENDORFER auf), die von Richard dem Geschäftsführer der Fabrik (mit schönen tenoralen Tönen sang Daniel KIRCH diese Partie) geliebt und anverlobt, aber auch von Stephan, einem Werkmeister in der Fabrik, begehrt, entführt und zur Heirat gezwungen, diesen in einem unbedachten Augenblick dann selbst erschießt, um nicht zusammen mit ihm in die Luft gesprengt zu werden. Daneben die immer wiederkehrenden und niedergeschlagenen Aufstände der Arbeiter und Freischärler, zeitgerecht für das Jahr 1848.

In der Komposition von Albert Lortzing findet man immer wieder Passagen, die an Komponistenkollegen erinnern, in der Gesamtheit aber ist es dramatisch und bringt alle wichtigen Handlungspassagen sehr gut herüber. Die Ouvertüre führte musikalisch sehr gut ins Werk ein - eine Neufassung derselben wurde aus Lortzings "Caramo" entnommen und von Gustav Haertel erst 1877 vervollständigt , da sie vom Komponisten nur fragmentweise erhalten war.

Warum das Werk erst lang nach Lortzings Tod (1851) 1899 an der Berliner Hofoper erstaufgeführt wurde, mag dahingestellt bleiben. 1953 kam sie in der DDR in Rostock zur Aufführung als klassenkämpferische Arbeiteroper, in den Westen gelangte sie weitaus später.

Ulf SCHIRMER, der musikalische Chef des RUNDFUNKORCHESTERs, der sich mit selten aufgeführten musikalischen Kleinodien, die oft zu Unrecht in den Musikarchiven schlummern, beschäftigt, konnte mit seinem temperamentvollen und doch einfühlsamen Dirigat mit seiner Stabführung beim Publikum sehr punkten, da es das in München unbekannte Werk mit großem Beifall am Schluß positiv aufnahm.

Für die Hauptpartie der Regina hatte man sich eine sehr gute Sopranistin geholt, nämlich Johanna STOJKOVIC, die sich höhensicher und mit kräftigen Soprantönen durch den Abend sang. Der "unglückliche Bösewicht" Stephan wurde von Detlef ROTH interpretiert, der mit kräftigen lyrischen Baritontönen seine Partie sang, vielleicht zu lyrisch für diese Partie.

Die übrigen Protagonisten fügten sich sehr gut in das Gesamtwerk ein, wie Therese HOLZHAUSEN als Beate (die sich bei ihren Sprechtexten selbst mit Richard verlobte), Jean BROEKHUIZEN als Barbara, Ralf SIMON als Kilian, Peter SCHÖNE als Wolfgang. Der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR unter der Besteinstudierung von Lukás VASILEK, vor allem die Herren des Chors, rundeten als Freischärler und Fabrikarbeiter das Werk ab.

Man sollte es der Zukunft und der politischen Situation in aller Welt überlassen, wann und wo für das Werk eine wiederholte Aufführung möglich gemacht wird. ISt