"PARADISI GLORIA" - 4. März 2011

Dieses Paradisi-Gloria-Konzert began mit einem kurzen Ausschnitt aus John Taveners (geb. 1944) Stück "The Veil of the Temple", einem siebenstündigem Werk, das 2003 in der Temple Church in London uraufgeführt wurde und zum Verständnis der Religionen untereinander beitragen soll. Seitdem hat das Stück viele Um- und Bearbeitungen erfahren, so war das hier gehörte "Mother of God, Here I Stand" ursprünglich für gemischten Chor, nun für Streichorchester arrangiert. Ruhige, schwebende Klänge wandeln durch den Raum, suchen sich ihren Weg. Andacht in reiner Form breitet sich aus und bereitet einen passenden Grund für das folgende Stück.

Morton Feldmans (1926-1987) "Rothko Chapel" ist quasi ein Nachruf auf den Maler Mark Rothko und wurde ein Jahr nach dessen Freitod in der Rothko Chapel in Houston uraufgeführt. Auch hier schwebende Klänge, die sich ihren Weg suchen, Andacht. Der MADRIGALCHOR DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER MÜNCHEN singt vielstimmige Vokalisen, einzeln ergänzt von Sopran (Maria PITSCH) und Alt (Julia BLANK). Kein Orchester überlagert die Stimmen, nur Celesta (Christian BREMBECK), Schlagzeug (Andreas MOSER) und Viola (Norbert MERKL) bilden einen himmlischen Rahmen. Feldman nimmt hier, wie so oft in seiner Musik, die Hörer in einen tranceartigen Zustand der Wachheit mit, was auch an diesem Abend wunderbar gelang.

Der zweite Teil des Abends wurde viel kräftiger. Isang Yuns (1917-1995) "Engel in Flammen, Memento für Orchester" fährt schwerere Geschütze auf. Auch hier geht es um das Erinnern an menschlichen Tod, nun aber um die Selbstverbrennung von zwanzig Studenten in Yuns Heimat Korea 1991. Aufwühlend will das Stück an die Toten mahnen.

Den Abschluß des Abends bildete Alphons Diepenbrocks (1862-1921) "Im großen Schweigen, Stimmungsgedicht für Bariton und Orchester nach einem Aphorismus von Friedrich Nitzsche". Hier gibt es keine offene Trauer, nur Fragen und offene Enden. Jan Hendrik ROOTERING gab die Texte Nitzsches nachdenklich, fast ertrinken sie dabei in Diepenbrocks spätromantischer Klangfülle. Daß das nicht passierte, dafür sorgte Ulf SCHIRMER am Pult seines MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERS, und bot einmal mehr einen stimmig durchkomponierten Abend. KS