"I CAPULETI E I MONTECCHI" - 30. März 2011

In Koproduktion mit der San Francisco Opera brachte die Bayerische Staatsoper dieses leider so selten gespielte Belcanto-Werk von Vincenzo Bellini zur Aufführung. Das Libretto stammt von Felice Romani, der sich darin mit der alten tragischen Geschichte von Romeo und Julia befaßte, von der Musikgeschichte als tragedia lirica bezeichnet. Diese beiden feindlichen Familien gab es wirklich im 13. Jahrhundert in Verona, Verona-Besucher können die beiden Häuser dieser Familien besichtigen, leider das Montecchi-Haus (Haus des Romeo) nur von außen. Immer wieder ergreift uns diese auswegslose Liebe zweier junger Menschen, die so es nie gegeben hat, die allerdings im Jahre 1594 erstmals als wahre Begebenheit in der Stadtchronik Veronas aufgetaucht ist, und mit der sich in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Dichter und Komponisten beschäftigt haben. So befaßte sich auch Vincenzo Bellini mit diesem tragischen Stoff, der dieses Werk mit feinfühlig herauskomponierten Belcanto-Arien und -Duetten ausstattete.

Die Uraufführung fand im Jahre 1830 in Venedig statt zu einer Zeit, als die Kastraten-Opern langsam zu Ende gingen, und man den italienischen Schöngesang (Belcanto) bevorzugte, da man in dieser Zeit, der Primadonnen-Zeit, auch das dazugehörige Sängermaterial hatte. Es entstanden die sogenannten "Hosenrollen" für Mezzosopranistinnen.

Die Inszenierung von Vincent BOUSSARD an der Bayerischen Staatsoper war durchdacht, manchmal mit Rampentheater dargeboten, kam aber dem Handlungsgeschehen ausreichend entgegen, zumal auch das Bühnenbild von Vincent LEMAIRE sich in dezenten Farben gehalten in den einzelnen Bildern dem Inszenierungsgedanken der zarten Gefühle der Liebenden anpaßte. Leider war nicht zu erkennen, was Giuletta auf einem weißen Waschbecken im 2. Bild wollte (sollte dies gar den berühmten Balkon darstellen? - undefinierbar fürs Publikumsauge). Am Schluß gingen die beiden Kinder der Weltliteratur stehend in den Tod, eine ebenfalls klug durchdachte Regie-Idee. Die nostalgischen Kostüme verschiedener Zeitepochen paßten sich ebenfalls der Inszenierung an.

Die CHÖRE (Einstudierung von Sören ECKHOFF) war wiederum gekonnt dargeboten. Die Rollenbesetzung war sehr gut gewählt, vor allen Dingen kann die Intendanz glücklich sein, im Ensemble ein Sängermaterial zu haben, das jederzeit einspringbereit und durchaus in der Lage ist, große Partien in kürzester Zeit auf die Bühne zu bringen. Für die erkrankte Vesselina Kasarova holte man gerade aus diesem Ensemble die junge Irin Tara ERRAUGHT als Romeo, die diese schwierige Belcanto-Partie binnen zehn Tagen einstudierte und eine Bestleistung erbrachte. Ihr Mezzo ist sehr hoch gelagert, so daß sie in manchen Passagen mit Eri NAKAMURA, die die Giuletta sang, in den Duetten kaum als solche zu erkennen war. Diese junge Sopranistin, ebenfalls aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper, meisterte diese ebenso schwierige Partie bravourös, eine ausgezeichnete pianoreiche Höhe zeichnet diese erst vierundzwanzigjährige Sopranistin aus. Warum muß sie aber das gesamte Handlungsgeschehen barfuß durchlaufen?

Sehr gut besetzt war auch die Rolle des Tebaldo mit Dimitri PITTAS mit einer sehr erfreulichen tenoralen Höhe, während Steven HUMES wiederum eine sehr gute Leistung als Capellio erbrachte. Ebenso reihte sich Carlo CIGNI als Lorenzo in die Sängerriege sehr schön ein.

Das BAYERISCHE STAATSORCHESTER unter der Stabführung von Yves ABEL erbrachte eine sehr gute Abendleistung. Großer Jubel für Sänger und Dirigent am Schluß der Aufführung. ISt