5. AKADEMIEKONZERT" - 5. April 2011

In der Zeit vor Ostern ein "Deutsches Requiem" von Johannes Brahms, das allein ist landaus landein gute Tradition. Dieser Konzertabend bot allerdings darüber hinaus zwei Besonderheiten. So wurde das Requiem verschränkt mit Wolfgang Rihms vier Orchesterstücken "Das Lesen der Schrift", die als Rihms Auseinandersetzung mit Brahms komponiert wurden.

Befragen will Rihm das Requiem, und so haben seine Stücke einen völlig eigenen Klang. Keine Zitate, keine direkten Verweise, eine sehr persönliche Auseinandersetzung.

Ruhe hätte es bedurft, sich auf die Fragen einzulassen. Ruhe, die das Publikum an diesem Abend nicht gewährte. Es wurde gehustet, geblättert, Bonbons gelutscht und einiges mehr, das einen Klangteppich ausbreitete, der dem Rihm keine Chance gab. Kent NAGANO konnte es so nicht gelingen, sich mit seinem feinsinnigen Dirigat Gehör zu verschaffen. Schade, denn ihm liegt an dem Werk, ist es doch für ihn komponiert.

Die zweite Besonderheit bestand in der Besetzung des WINDSBACHER KNABENCHORS. Eine schwierige Entscheidung, denn trotz der großen Besetzung blieb der Chor flach, was nicht am Gesang des Chores lag. Es fehlten einfach die vielen Schattierungen, die der große Chorkomponist Brahms den einzelnen Stimmen gegeben hat. Funktionieren tut es meist an den Stellen, wo der Sopran über allem schwebt. Aber schon das reife dunkle Timbre der Altistinnen fehlt schmerzlich, von Tenor und den tiefen Männerstimmen ganz zu schweigen. Stellen wie "Tod, wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist Dein Sieg" oder "Denn wir haben hie, keine bleibende Statt" klingen aus Kindermund hohl.

Daß der Abend dann doch nicht ganz verloren war, lag zum einen an der durchdachten Klarheit, mit der Nagano und sein BAYERISCHES STAATSORCHESTER die Musik präsentierten und an den beiden Solisten. Soile ISOKOSKI war ganz tröstende Mutter, mit weichem tragendem Sopran und Michael VOLLE überzeugte mit großer gesetzter Fülle. KS