'"EVGENIJ ONEGIN" - 14. April 2011

Bevor Mariss JANSONS in wenigen Wochen eine szenische Aufführung in Amsterdam leiten wird, hat er in München schon einmal seinen Onegin konzertant und mit seinem SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS vorgestellt.

Einige der Sänger werden auch in Amsterdam dabei sein, aber auch die restlichen sangen an diesem Abend russisch ohne Noten, was ihnen die Möglichkeit gab, freier zu agieren, den Figuren noch mehr Leben einzuhauchen.

So Bo SKOVHUS, der seinen Onegin völlig emotionslos, fast hölzern anlegt, bis es zum Duell mit Lenski kommt. Hier brechen zum ersten Mal Gefühle durch, die dann ihren Höhepunkt natürlich am Ende finden. Große Leidenschaft, aber gepaart auch hier mit etwas Hölzernem, als wären ihm diese Gefühle eher fremd, als fehle ihm die Erfahrung. Tatjana hingegen war nicht in der Rolle. Veronika DSCHIOJEWA sang die Partie innig mit wunderbaren Nuancen, war nach außen aber extrovertiert und manieriert, also das Gegenteil der lesenden schüchternen Träumerin.

Das fröhliche lebenslustige Mädchen Olga war bei Marina PRUDENSKAJA in besten Händen. Hier paarten sich Strahlen und eine freundliche Naivität. Marius BRENCIU als ihr Verlobter Lenski ließ sich zu Beginn ansagen und brauchte den ersten Akt, um sich frei zu singen. Dann aber war ihm nichts mehr anzumerken. Besonders seine große Arie "Wohin, wohin" geriet aus einem Guß, die Melancholie in Gesicht und Stimme, großes Theater.

Guy de MEY schien seine Rolle des Triquet zu genießen, die wiederum wie für ihn gemacht ist. Für den Gremin kann Mikhail PETRENKO sein junges Alter auf der Konzertbühne nicht verbergen, aber er macht das durch ein Spiel wett, das ihm mit den Jahren zu einem wunderbaren Gremin wachsen lassen wird und schon jetzt ist seine fließende Stimme ein großer Genuß. Da verzeiht man das Alter gern.

Als Einspringerin konnte Nona JAVAKHIDZE mit ihrer warmen Tiefe als Filipjewna überzeugen, wohingegen die Larina der Stefania TOCZYSKA stimmlich durch brüchige Härte auffiel. Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs fügte sich in das stimmige Ensemble perfekt ein.

Jansons und das Orchester boten fein ausgehörte Musik, die nie die Sänger zudeckte, immer auf den Punkt war, sei es in dramatischen Momenten oder bei Walzer und Polonaise. Am Ende stand große Begeisterung für einen großen Abend und der Wunsch nach mehr Jansons und Oper. KS