Bevor Mariss JANSONS in wenigen Wochen eine szenische Aufführung in Amsterdam
leiten wird, hat er in München schon einmal seinen Onegin konzertant und
mit seinem SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS vorgestellt.
Einige
der Sänger werden auch in Amsterdam dabei sein, aber auch die restlichen
sangen an diesem Abend russisch ohne Noten, was ihnen die Möglichkeit
gab, freier zu agieren, den Figuren noch mehr Leben einzuhauchen.
So
Bo SKOVHUS, der seinen Onegin völlig emotionslos, fast hölzern anlegt,
bis es zum Duell mit Lenski kommt. Hier brechen zum ersten Mal Gefühle
durch, die dann ihren Höhepunkt natürlich am Ende finden. Große Leidenschaft,
aber gepaart auch hier mit etwas Hölzernem, als wären ihm diese Gefühle
eher fremd, als fehle ihm die Erfahrung. Tatjana hingegen war nicht in
der Rolle. Veronika DSCHIOJEWA sang die Partie innig mit wunderbaren Nuancen,
war nach außen aber extrovertiert und manieriert, also das Gegenteil der
lesenden schüchternen Träumerin.
Das
fröhliche lebenslustige Mädchen Olga war bei Marina PRUDENSKAJA in besten
Händen. Hier paarten sich Strahlen und eine freundliche Naivität. Marius
BRENCIU als ihr Verlobter Lenski ließ sich zu Beginn ansagen und brauchte
den ersten Akt, um sich frei zu singen. Dann aber war ihm nichts mehr
anzumerken. Besonders seine große Arie "Wohin, wohin" geriet aus einem
Guß, die Melancholie in Gesicht und Stimme, großes Theater.
Guy
de MEY schien seine Rolle des Triquet zu genießen, die wiederum wie für
ihn gemacht ist. Für den Gremin kann Mikhail PETRENKO sein junges Alter
auf der Konzertbühne nicht verbergen, aber er macht das durch ein Spiel
wett, das ihm mit den Jahren zu einem wunderbaren Gremin wachsen lassen
wird und schon jetzt ist seine fließende Stimme ein großer Genuß. Da verzeiht
man das Alter gern.
Als
Einspringerin konnte Nona JAVAKHIDZE mit ihrer warmen Tiefe als Filipjewna
überzeugen, wohingegen die Larina der Stefania TOCZYSKA stimmlich durch
brüchige Härte auffiel. Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs fügte sich
in das stimmige Ensemble perfekt ein.
Jansons
und das Orchester boten fein ausgehörte Musik, die nie die Sänger zudeckte,
immer auf den Punkt war, sei es in dramatischen Momenten oder bei Walzer
und Polonaise. Am Ende stand große Begeisterung für einen großen Abend
und der Wunsch nach mehr Jansons und Oper. KS
|