"DIE VERKAUFTE BRAUT" - 11. Oktober 2011

Diese komische Oper in drei Akten lockt normalerweise das Publikum an, zumal sie bei vielen Opernhäusern selten auf dem Spielplan steht. Deshalb freute man sich besonders, wieder ins historische Böhmen entführt zu werden und dessen musikalische Volksseele erleben zu können. Smetanas Musik ist reich an Folkloristik mit Tänzen und ins Ohr gehenden musikalischen Höhepunkten.

Diese Höhepunkte versuchte der Dirigent des Abends Lukas BEIKIRCHNER mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ wieder aufleben zu lassen, aber wie mußte er sich mühen, um mit dieser volkstümlichen Musik wenigstens ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen. Und es gelang ihm immer nur dann, wenn sich nicht das Getümmel auf der Bühne gegen ihn entschied.

Was hat sich nur der Regisseur Peter BAUMGARDT gedacht, als er das Handlungsgeschehen nicht librettogerecht (Karel Sabina/Deutsch von Kurt Homolka) in ein böhmisches Dorf verlegte, sondern in das Drumherum eines Getränkekiosk in Form eines Fliegenpilzes als elterlichen Besitz des Hans (Háta und Micha) zu verlegen, ganz zu schweigen, daß auch der deutsche Text von Kurt Homolka nicht dem uns bekannten entsprach. So zerriß man dieses hervorragend komponierte Werk buchstäblich in Stücke, als in der librettogerechten Zirkus-Szene des 2. Teils die Komposition mit einer Einstudierung eines "Springer-Rap" (Sebastian Campione) die Musik unterbrach ,und Rap aus einem Radio (Toncollagen Jesper Bryngemark) erklang. Sogar der gute Elvis Presley mußte in einer Parodie darin als Pelvis, der Gitarrenbär (Norbert BÜRGER) herhalten. Sie haben es gemerkt - die Braut wird hier im 21. Jahrhundert verkauft (Kostüme dafür ausreichend von Stephan RINKE). Der erste Teil des Stücks wirkte trotz eines gängigen Motorrollers, Kindertanz im 1. Teil, Vergnügungstanz der dörflichen Männerwelt (Choreographie Fiona COPLEY) fad und nicht handlungsgerecht.

Von den Protagonisten konnten voll überzeugen in der Reihenfolge des Programmzettels Rita KAPFHAMMER als Ludmilla (ihre Darstellung gekonnt und ihr Mezzo bei all ihren Auftritten deutlich herauszuhören), Stefanie KUNSCHKE als Marie mit sehr gut gesetzten Soprantönen, vor allem im Ausdruck ihrer Arie im 2. Teil, Mario PODRECNIK als Wenzel mit gut und schlank geführtem Tenor (sehr gut kamen die Stotter-Töne herüber), und last not least als Versicherungsvertreterkopie der Kecal von Derrick BALLARD mit einem sonoren warmen Baß, der mit seinem Ausdruck sogar Farbe ins Spiel seiner Kollegen bringen konnte.

Harrie VAN DER PLAS gab den Hans, der einfach nicht wußte, in welchem Fach er zu Hause ist; er müßte es im deutschen Fach sein, aber immer wieder sang er italienische Oper, warum? Sehr gut gelang allerdings die Streitszene Hans/Marie im 2. Teil. Die übrigen Protagonisten wie Gregor DALAL als Krusina, Martin HAUSBERG und Snejinka AVRAMOVA als Micha und Háta, der Springer (Zirkusdirektor) Dirk LOHR und Christina GERSTBERGER als Esmaralda waren für diese Rollen gut gewählt. In den Tanzeinlagen traten Franziska ANGERER, Thomas HENNIKSEN, Dominik HALAMEK, Stefan HERWIG, Christoph HANAK, Thorin KUHN, Matthias SCHWARZ und Jochen VOGEL einsatzgemäß auf. Die CHOReinstudierung von Jörn Hinnerk ANDRESEN war gewohnt gut.

Als Fazit: Ob sich dieses Werk auch in der neuen Spielzeit halten wird, kommt ganz auf den Publikumsgeschmack 2012/2013 und die Kenntnis des Werks des Opernbesuchers an. ISt