"DIE FLEDERMAUS" - 31. Dezember 2011

Die einstmals von Leander HAUßMANN sehr umstritten auf die Bühne gebrachte Inszenierung der Johann-Strauß-Operette kann in der jetzigen schwer überarbeiteten Form als dieses von allen geliebten, gerade für eine Sylvester-Vorstellung bestgeeignetes Amüsement für einen vergnüglichen Abend sorgen. Hier geht jetzt einfach das Herz auf. Gott sei Dank hat die Bayerische Staatsoper (Regie Helmut LEHBERGER - Bühne Bernhard KLEBER) endlich eingegriffen, um die "Fledermaus" wieder zu der zu machen, wie sie das Publikum liebt. Das Libretto von Richard Genée in der deutschen Bearbeitung von Karl Haffner sorgt für beste Unterhaltung und bei den dazugehörigen gängigen Johann-Strauß-Melodien schmilzt man dahin.

Die Kostüme von Doris HAUßMANN waren passend für die Zeit der Jahrhundertwende, in der diese Rache einer Fledermaus ja in der Wiener Halbweltgesellschaft für Unruhe sorgte. Wie seit Jahren in dieser Inszenierung unterbrach die Soirée beim Prinzen Orlofsky die "Donner und Blitz"-Polka und schickte das Publikum in die Pause. Daran hat man nichts geändert, man hat sich daran gewöhnt. Es geht ja nach dem Champagner im Foyer mit diesem auf der Bühne weiter.

Die musikalische Leitung des Abends hatte der Italiener Paolo CARIGNANI, der das Werk mit großem Einfühlungsvermögen für die Musik des Wieners Johann Strauß schwungvoll dirigierte. Diese Sylvester-"Fledermaus" war auch mit hochkarätigen Sängern besetzt, Orlofsky hatte sogar für seinen Abend Ambrogio MAESTRI als Gast gewinnen können, der die Arie des Dulcamara aus "L'elisir d'amore" sang und dazu noch "O sole mio". Wie könnte ein Italiener sonst das Publikum begeistern?

Die Rollen des Stücks waren mit hochkarätigen Sängern besetzt, so sah und hörte man in der Reihenfolge des Programmzettels einen exzellenten Bo SKOVHUS als Gabriel von Eisenstein, dessen sängerische und schauspielerische Gestaltung nicht besser auf die Bühne gebracht werden kann. Die Wienerin Silvana DUSSMANN als Rosalinde kann als Idealbesetzung bezeichnet werden, zumal sie dazu auch den Csardas mit perfekten Sopranhöhen vortrug, ebenso Alfred KUHN als Gefängnisdirektor Frank, dessen humoristische Gestaltung dieser Rolle immer wieder begeistert.

Daniela SINDRAM als der smarte Prinz Orlofsky kann durch ihre überzeugende männliche Verkörperung dieser Hosenrolle mit perfekten Mezzotönnen ("Ich lade gern mir Gäste ein") nicht besser besetzt sein. Pavol BRESLIK als Alfred könnte sein Rollendebüt mit glänzenden Tenorhöhen in allen wiedergegebenen Tenorpartien nicht schöner ausleben. Michael NAGY als "Dr. Fledermaus" brachte seine geplante Rache sehr gut auf die Bühne, besonders eindrucksvoll im Duett des 1. Akts mit Eisenstein, ein Paradestück zweier best disponierter Baritone.

Die Mooshammer-Karikatur des stotternden Dr. Blind (Ulrich REß) mit Hund Daisy ist nicht mehr wirkungsvoll, da beide Mooshammer wie Daisy nicht mehr auf der Erde weilen. Das theaterwütige Stubenmädchen Adele hatte man mit Anna VIROVLANSKY besetzt, die stimmlich wie darstellerisch ihrer Rolle sehr gut gerecht wurde. Den Vogel einer "Fledermaus"-Aufführung schoß wie immer die Gestaltung des Gefängniswärters Frosch ab, hier Michael LERCHENBERG, der in seine Rolle wohl selbst verfaßte Texte einflocht, die die heutige politische und finanzielle Lage berührten, und in der er auch manche Politiker in manchen Phrasen humoristisch durchleuchtete (u.a. angekündigtes Buch von evtl. bayerischen Ministerpräsidenten Uhde "Ich über mich, aus der Sicht von mir").

Stefanie ERB als Adeles Schwester Ida zeigte sehr gutes tänzerisches Können, besonders als Solistin beim Can-Can in Orlofskys Palais (Choreographie Vivienne NEWPORT). Die kleine Rolle des Iwan von Iwan UNGER wurde von diesem ausreichend gestaltet.

Die Einstudierung des CHORs von Sören ECKHOFF, teils kleine Sprechrollen verkörpernd im letzten Akt, war stückgerecht .An diese Sylvester-"Fledermaus" des Jahresschlusses 2011 wird man sich lange und gerne erinnern. ISt