"GIUDITTA" (konzertant) - 22. Januar 2012

3. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Franz Lehárs Schwanengesang, es war das letzte Werk des Komponisten, das am 20. Januar 1934 an der Wiener Staatsoper unter der Stabführung des Komponisten seine Uraufführung hatte, erlebte in dieser konzertanten Form an diesem Abend eine Renaissance. Ulf SCHIRMER (Franz Lehár zählt zu seinen bevorzugten Komponisten) dirigierte schwungvoll und opernhaft, manchmal zu temperamentvoll, das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, damit entsprach er wohl ganz der Kompositionsauffassung des Komponisten. Diese Operette hat einige Orchesterstücke zu bieten, so u.a. das Intermezzo (wahrscheinlich hat man es wegen der Direktübertragung auf BR-Klassik vor die Pause gesetzt), in dem Ulf Schirmer sein ganzes Können mit seinem Orchester zeigen konnte.

Durch seinen so beliebten Dirigierstil hatten manche Gesangssolisten ihre Probleme. Nichtsdestotrotz erlebte man in der Titelpartie der männermordenden Giuditta die hervorragend disponierte und höhensichere Sopranistin Christine LIBOR, die "Meine Lippen, die küssen so heiß" nicht besser auf die Bühne bringen konnte. Zu ihrem Tenorpartner als den unglücklich liebenden Octavio hatte man den Opernstar Nikolai SCHUKOFF erwählt, der voll den Erwartungen des Publikums entsprach, und diese Partie nicht gefühlvoller, und mit glänzenden Tenorhöhen ausgestattet, hätte interpretieren können. Gleich zu Anfang der Ohrenwurm "Freunde, das Leben ist Lebenswert" und später "Du bist meine Sonne" kamen perfekt disponiert zum Publikum.

Erhebliche Stimmprobleme kamen bei Laura SCHERWITZL als Anita zum Vorschein, ihre Koloraturhöhen bedürfen einer erheblichen Überarbeitung in der Technik, während ihr Tenorpartner Ralf SIMON in der Buffopartie des Pierrino sich nicht nur stimmlich bestens präsentieren konnte.

In einer konzertanten Aufführung werden des öfteren vom Bayerischen Rundfunk einige kleinere Rollen mit ein und demselben Sänger oder Schauspieler besetzt. Hier hatte mal wieder eine gute Wahl getroffen. Mauro PETER in den Partien des Sebastiano, des Ersten Straßensängers, des Obersts und des Kellners machte seine Sache sehr gut, ebenso Christian EBERL als Zweiter Straßensänger und Antonio, und in den Sprechrollen des Lord Barrymore und des Herzogs Frank MANHOLD. Rupert BERGMANN in den Baßbaritonrollen als Manuele und Professor Martini gelangen stimmliche wie schauspielerisch gelungene Auftritte.

Jörn Hinnerk ANDRESEN zeigte wie stets eine kontinuierliche gute Leistung mit dem CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS.

Man kann hier von einem sehr gelungenen Operettenabend mit sehr guten Abendleistungen der Protagonisten sprechen, wobei absolut keinerlei Mangel an einer szenischen Interpretation herrschte. Der Phantasie des Publikums war freier Lauf gesetzt. "Es war ein Märchen"... ISt