"VIVA BELCANTO" -2. Mai 2012

Mit dieser verführerischen Betitelung lockte "Vita E Voce" das Münchener Opernpublikum in ihre Veranstaltung, in der auch zwei Weltinterpretinnen der Opernbühne, die Sopranistin Krassimira STOYANOVA und die Mezzosopranistin Vesselina KASAROVA zu hören und zu sehen waren. Aber welches "Belcanto-Programm" erwartete da das Publikum, es war doch kein reines Belcanto, wenn man darin Tschaikovsky mit "Eugen Onegin", "Die Jungfrau von Orleans" und "Pique Dame" sowie Giuseppe Verdis "Aida" findet. Und was hat denn dann der Verismo (Duett Butterfly/Suzuki als Zugabe zum Schluß) hier zu suchen?

Aber bei einigem Wissen darüber weiß man, daß der Belcanto nicht nur Donizetti, Bellini und Rossini nebst Zeitgenossen kennt, sondern bis hin zu Richard Wagner reichte, nur an das "Liebesverbot" zu denken, das Donizetti erheblich nahe kommt. Der erste Teil des Programms versöhnte die Skeptiker. Unter der ausgezeichneten sängerfreundlichen Stabführung von Rossen MILANOV, der ein gut zusammengestelltes MÜNCHNER OPERNORCHESTER dirigierte, sang Krassimira Stoyanova die Arie der Gräfin aus Mozarts "Le nozze di Figaro", warm, innig und in Belcanto-Nähe, wobei hier der Dirigent mit seinem Orchester mit seiner ausgezeichneten Sängeruntermalung begann (die Ouvertüre zur Oper am Anfang erklang leider im Schnelltempo).

Danach glänzte Frau Kasarova in ihrer Paraderolle des Sesto aus "Clemenza di Tito" in ausgezeichneter Stimmposition. Im Duett Sesto/Vitelia zusammen mit Frau Stoyanova fand sich eine absoluter Stimmharmonie der beiden Sängerinnen, ebenfalls bewies Frau Kasarova in der Arie "O mio Fernando" aus Donizettis "La Favorita" ihre großartige Abendform. Den Vogel des Belcanto-Programms allerdings schoß Frau Stoyanova mit der Schlußarie der Anna Bolena ab, unglaublich in der gesanglichen Zeichnung dieser todesmutigen Königin. Und als solche muß Frau Stoyanova bezeichnet werden, als Königin des Belcanto-Gesangs.

Nach der Pause gab es für beide Künstlerinnen die bereits erwähnten Opernkompositionen von Tschaikovsky und letztendlich auch Giuseppe Verdis "Aida" (Duett Amneris/Aida), wo beide in bester Stimmübereinstimmung und Ausdrucksstärke ihr Können dem Publikum nahebrachten. Ebenso das Zugabe-Duett Butterfly/Suzuki - eine Sensation schon deshalb, weil es so noch kein Opernhaus kennt.

Dieser Abend stand deshalb zu Recht, was die deutsche Übersetzung des italienischen Worts Belcanto anbelangt, das Schöngesang bedeutet, unter diesem Motto. Beide Künstlerinnen haben bewiesen, daß sie zu den besten Interpretinnen derzeit auf den Opernbühnen zählen. ISt