"FALSTAFF" - 18. Mai 2012

Sehr gerne hätte Giuseppe Verdi seine letzte Oper im Garten von Sant'Agata aufgeführt gesehen. Diesen Wunsch erfüllte ihm doch nach mehr als 100 Jahren der scheidende Intendant des Staatstheater am Gärtnerplatz Dr. Ulrich PETERS, der in seiner letzten äußerst gelungenen, im Prinzregententheater München ausgelagerten Inszenierung ihn nicht nur ständig auf der Bühne während des ganzen Handlungsgeschehens in einer stummen Rolle agieren ließ (eine sehr gute Studie von Dieter KETTENBACH - bewundernswerte Arbeit der Maske unter Herbert MAIER), sondern diesen Wunsch auch im Vorspann in der übersetzten Originalsprache persönlich äußern ließ. Schon zum Entrée des Publikums sah man Verdi in seinem Garten zeitungslesend (was schon eine besondere verdinahe Stimmung hervorrief), in dem infolge dann ein Wandertheater unter der Leitung seines Direktors, der selbst die Titelrolle verkörperte, Verdis "Commedia lirica" nach Shakespeare mit dem Opernlibretto von Arrigo Boito aufführte.

Bühne und Kostüme (Christian FLOEREN) versetzten uns in die Shakespeare-Zeit und in die des Komponisten, das war alte Oper, wie man sie liebt und immer wieder erhofft: das alte nebelige England im 2. Akt mit Fabrikschornsteinen im Hintergrund der Bühne, in das sich der Garten von Sant' Agata verwandelte, im letzten Akt dazu noch Romantik pur in den Verwandlungsszenen um die Eiche des Jägers Herne. Besser hätte man das nicht auf die Bühne bringen können, um den Sinn der Oper, daß alles Spaß auf Erden ist, verständlich zu machen.

Lukas BEIKIRCHER dirigierte das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ verdi-gerecht und mit großem Einfühlungsvermögen. Die Sängerbesetzung aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz war hervorragend gewählt, wobei sich hier wieder einmal zeigt, wie kostbar ein Ensemble in einem Opernhaus wäre, wenn manche Bühnen ein solches aufweisen könnten.

In der Titelpartie erlebte man einen bestdisponierten und in einer darstellerischen Bestinterpretation Gregor DALAL, den man noch nie in einer solchen Bühnenpräsenz erlebt hat. Man könnte fast annehmen, daß diese Falstaff-Interpretation die Erfüllung seines Bühnenlebens ist. Als den eifersüchtigen Ford war wieder einmal Gary MARTIN ein Garant für eine gelungene sängerische Gestaltung, während Robert SELLIER als Fenton und Christina GERSTBERGER als Nannetta ein jugendliches Traumpaar waren, vor allen Dingen sang Frau Gerstberger ihre Partie mit einem beeindruckenden Leuchten in der Höhe ihres Soprans, so daß das jung verliebte Mädchen absolut glaubwürdig zum Publikum drang.

Die drei Studien des Dottore Cajus, Bardolfo und Pistola (Hans KITTELMANN, Mario PODRECNIK und Martin HAUSBERG) waren eine glücklich gewählte Ergänzung, nicht nur in gesanglicher Hinsicht. Alice Ford war mit Sandra MOON in ihrer stetigen stimmlichen Bühnenpräsenz sehr gut besetzt, ebenso Mrs. Quickly mit Ann-Katrin NAIDU, deren "referenza" in einer ungewohnten Tiefe erklang, und Meg Page mit einer ausreichend für diese Rolle singenden Franziska RABL.

Bei solchen Operninterpretationen geht einem das Herz auf. Eine "referenza" an Dr. Peters, dessen Abschiedsgeschenk an München unvergeßlich bleiben wird. ISt