"LA STRANIERA" - 5. Juli 2012

Mit Vincenzo Bellinis wenig aufgeführter Belcanto-Oper wartete Vite e Voce konzertant mit einer Weltbesetzung in der Philharmonie im Gasteig auf. Von diesem Werk existieren mehrere Fassungen, wobei man aber hier die Urfassung von 1829 hörte, die das Hause Ricordi verwahrt. Das Libretto stammt von Felice Romani, die deutschen Übertitel (man konnte mitlesen) bedürfen aber dringend einer Überarbeitung. Bei "La straniera", zu deutsch die Fremde, handelt es sich um die in einer Waldhütte des 13. Jahrhunderts untergetauchte Geliebte des spanischen Königs Philipp IV, in die sich Graf Arturo Ravenstel unglücklich verliebt, der aber seinerseits mit der Tochter des Burgherrn von Montolino, Isoletta, verlobt ist. Das Werk endet mit dem Selbstmord von Arturo am Tag seiner Hochzeit mit Isoletta, da seine Liebe zur "Fremden" nicht Erfüllung finden kann.

Bellini zeigt hier viele beeindruckende Duette, Terzette, vor allen Dingen aber großartige Chorszenen, nur wenig ausgefeilte Arien. Insgesamt aber kann man "La Straniera" als großartig durchkomponiertes Belcanto-Werk bezeichnen, ob es aber für Opernbühnen der heutigen Zeit für eine Aufführung geeignet ist, mag dahingestellt bleiben. Für die konzertante Aufführung stand dem Veranstalter hier ein ausgezeichnetes Sängermaterial zur Verfügung, das dem Dirigenten des Abends Pietro RIZZO die Einsätze ziemlich leicht machte. Herr Rizzo dirigierte ein MÜNCHNER OPERNORCHESTER, das er nicht immer sängerfreundlich in die Hand bekam, oder lag dies an der Akustik des Saales?

Hervorstechend waren die Szenen des CHORS (Best-Choreinstudierung Prof. Andreas HERMANN). In der Hauptrolle der Fremden Agnese, genannt Alaide, startete Edita GRUBEROVA ihr Weltdebüt, das sie stimmgemäß gewohnt routiniert mit ihren gewohnten piani ausstattete sehr zur Freude ihrer vielen anwesenden Fans, besonders in der Schluß-Cabaletta. Als unglücklich Liebenden war die Tenorstimme von José BROS nicht besser gewählt, mit einer unglaublichen Höhensicherheit und Bühnenpräsenz zeichnete er diese seine Partie aus, ihm zur Seite Sonia GANASSI als seine Verlobte Isoletta, deren warmer Mezzosopran besonders in Belcanto-Opern zu glänzen vermag.

Als Baron Valdeburgo zog Paolo GAVANELLI erneut alle Bariton-Register seines Stimmkönnens und stattete diese Partie wieder einmal mit seinen berühmten piani aus, mit denen er jahrelang das Münchener Staatsoperpublikum begeistern konnte. In den Partien des Osburgo, des Priors und des Burgherrn Montolino fügten sich die Stimmen von Randall BILLS, Sung-Heon HA und Leonard BERNAD gut in das musikalische Geschehen ein.

Stehende Ovationen des Publikums im nicht ganz ausverkauften Haus für alle Künstler. ISt