"LA CENERENTOLA" - 12. Juli 2012

Nach vier langatmigen "Ring"-Abenden der Opernfestspiele 2012 an der Bayerischen Staatsoper war diese Spitzenaufführung der von Rossini durchkomponierten Märchenoper (nach dem Aschenputtel der Gebrüder Grimm) mit dem Libretto von Jacopo Ferretti in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln eine Labsal für Geist und Seele. Bei solchen traditionellen Inszenierungen - hier wirkte der unvergeßliche Jean-Pierre PONNELLE, dem auch die Bühne und Kostüme oblagen, geht einem einfach das Herz auf. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt eine Inszenierung ist, sondern wie sie beim Publikum ankommt. Für diese Wiederaufnahme, gerade in der Festspielzeit, kann der Bayerischen Staatsoper mit seinem Intendanten Nikolaus Bachler nur gedankt werden.

In dieser märchenhaften Kulisse von Jean-Pierre Ponnelle tummelte sich ein Sängermaterial von ausgezeichneten Rossini-Interpreten. In der Hauptrolle der Cenerentola/Angelina ließ sich Joyce DI DONATO mit einer Halsentzündung kämpfend krank ansagen, sang deshalb ihre Partie etwas zurückhaltend, gerade bei den Ensembles konnte man das bemerken, konnte aber ihre Schlußarie perfekt gesungen in dem ihr eigenen Rossini-Stil herüberbringen. Eine Glanzleistung einer Welt-Rossini-Intepretin. Als Don Ramiro überzeugte Lawrence BROWNLEE. Seine hervorragend geschulte Höhe konnte er in seiner großen Arie im 2. Akt voll ausleben und bewies an diesem Abend, daß er zu den Spitzentenören im Belcanto- und Rossini-Fach zählt.

Der Dandini von Nikolay BORCHEV war mit leichtem Tremolo ordentlich interpretiert, im Duett des 2. Akts mit Alessandro CORBELLI als Don Magnifico zeigte er auch eine gute humoristische Rollendarstellung. Herr Corbelli allerdings sang an diesem Abend entgegen seiner sonstigen Gewohnheit seine Partie sehr verhalten, seine Szene im Weinkeller mit dem ausgezeichnet von Stellario FAGONE einstudierten MÄNNERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER mit humoristischen Einlagen kam allerdings rollengerecht zum Publikum.

Als die beiden von Don Ramiro verschmähten Töchter des Don Magnifico Clorinda und Tisbe erlebte man Eri NAKAMURA und Paola GARDINA, beide in stimmlicher Abendbestform und ausgestattet mit einem sehr guten humoristischen Darstellungsvermögen. Als den alles lenkenden Philosophen Alidoro zeichnete sich in stimmlicher Bestform Alex ESPOSITO aus, dessen große Arie im 1. Akt nicht besser gesungen werden kann. Das immer erwartete berühmte Sextett des 2. Akts gelang sehr zur Freude des Publikums in bester Stimmharmonie.

Für das Gelingen eines geglückten Rossini-Abends sorgte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER unter seinem Dirigenten Antonello ALLEMANDI, der durch seine Stabführung auch hinsichtlich der Sängerbegleitung für das gute Gelingen dieses Abends beitrug. Großer Beifall am Schluß für alle Protagonisten, man ging beglückt und zufrieden in den Abend. ISt