"Catharina Cornaro, Königin von Zypern" - 14. Oktober 2012

1. Münchner Sonntagskonzert

Nicht nur Titelträger eines ersten Generalmusikdirektors der Bayerischen Hofoper (jetzigen Bayerischen Staatsoper), sondern Franz Lachner war auch ein Komponist von 350 musikalischen Werken, u. a. von romantischen Liedern (er vertonte Dichtergrößen wie Joseph Eichendorff) und Kammermusikwerken, daneben vier Opern, deren bedeutendste nun anläßlich des 1. Münchener Sonntagskonzerts konzertant unter der Stabführung von Ralf WEIKERT endlich in München wieder zu einer Renaissance gelangte. Das wurde höchste Zeit, und man kann dem Bayerischen Rundfunk nur für diese Aufführungsidee danken.

Zum ersten Mal wurde diese Oper am 3. Dezember 1841 am Hoftheater in München (1. Fassung) aufgeführt, später in ihrer sogenannten 2. Fassung am königlichen Opernhaus in Berlin am 15.Oktober 1845. Hier im Prinzregententheater in München gelangte die sogenannte definitive Fassung von 1845 in einer Neuausgabe von Volker Tosta zur Aufführung - und wie faszinierend erklang hier diese leider so vergessene Musik des Komponisten, herausragend durchkomponierte Arien und Duette, dramatisch und doch fein herausgearbeitet die Zwischenmusik zwischen den einzelnen Gesangsteilen, großartige Chorszenen (CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs - Einstudierung Jörn Hinnerk ANDRESEN) und eine kleine wirkungsvolle Eigenheit des Komponisten - es erklangen einzelne Solostücke von Bläsern und Streichern. Die berühmte Lachner-Rolle von Moritz von Schwind weist sogar zwei Posaunen -Bläser auf, die leider in dieser Aufführung noch keinen Eingang fanden. Offenbar lehnte sich Franz Lachner hier an seine großen Kammermusikwerke an.

Schon die Ouvertüre ließ die Dramatik des Handlungsgeschehens erkennen, in der sich das routinierte Dirigat von Ralf Weikert als Bestwahl erwies, in der von der 1454 bis 1510 lebenden Catarina Cornaro erzählt wird, die als Marionette Venedigs mit dem König von Zypern vermählt wurde, der dann letztlich vermutlich durch Gift sein Ende fand und durch die die Serenissima durch die Thronbesteigung der Catarina sich Zypern einverleiben konnte. Die Liebesgeschichte zwischen Catarina und Marco ist historisch nicht erwiesen, diente aber dem Librettisten Alois Joseph Brüssel (nach einem französischen Original von Jules Henri Vernoy Marquis de Saint Georges) sehr gut für ein spannendes Opernlibretto.

Dieses musikalische Bestwerk braucht hervorragend disponierte Sänger, vor allen Dingen eine Sopranistin, die die umfangreiche Partie der Catarina, ausgestattet mit zwei großen Arien mit gesangstechnisch schwierigen dramatischen Stellen und sehr vielen einzusetzenden piani, singen kann. Dies ist Kristiane KAISER unglaublich präzise und einfühlsam gelungen, zumal sie diese Partie kurz vorher für die erkrankte Michaela Kaune einspringenderweise übernommen hat. Die Tenorpartie des Liebhabers Marco wurde sehr gut von Daniel KIRCH von Anfang bis Ende durchgesungen, wobei eine kleine Unsicherheit seine sehr gute sonstige Leistung nicht zu trüben vermochte.

Der aufgezwungene Ehemann der Catarina, ebenfalls eine Tenorpartie, konnte von Mauro PETER rollengerecht interpretiert werden. Simon PAULY als der Edle Andrea - Onkel der Catarina - kam stimm- und rollengerecht zum Publikum herüber, ebenso zeigte Christian TCHELEBIEW in der Intrigantenpartie des Onofrio eine kräftige Stimmfärbung und dazu noch die nötige Bühnenpräsenz. Die kleineren Rollen wie Priska ESER als Page, Gerald HÄUßLER und Michael MANTAJ als Banditenpaar Spirido und Angelo, sowie Christof HARTKOPF und Matthias ETTMAYR als Offizier und Diener fügten sich bestens in die großartige Sängerriege ein.

Es wäre wichtig und ein Gewinn für deutsche Opernbühnen, wenn dieses hervorragende Monumentalwerk des großen Münchener Musikers Franz Lachner diese aus ihrem Dornröschenschlaf wecken und sie endlich diese Oper in ihr Repertoire aufnehmen würden. ISt