"DON PASQUALE" - 29. Oktober 2012

Die Entstehung dieser Oper traf in die Zeit der Romantik, in der sich viele Komponisten wie Lortzing, Flotow und Nicolai auch in Deutschland mit komischen Opernstoffen beschäftigten, ebenso die Italiener Rossini nebst Gaetano Donizetti. Seine opera buffa wurde am 3. Januar 1843 mit großem Erfolg für den Komponisten in Paris uraufgeführt und konnte sich glücklicherweise bis zum heutigen Tag erfolgreich auf den Opernbühnen der Welt halten, und so sollte es bleiben. Das Libretto von Giovanni Ruffini und dem Komponisten selbst nach Angelo Anelli bietet aber auch Highlights ohne Ende, untermalt durch die musikalischen Ohrwürmer des Komponisten, die schon in der Ouvertüre ein Meisterwerk erahnen lassen.

Gesungen muß das Werk deshalb in der Originalsprache werden, nur so kommt es kompositionsgerecht zum Publikum. Allerdings sind deutsche Untertitel fürs Publikum doch von Nöten, wie hier geschehen. Dieses an die Commedia dell'arte angelehnte Werk wurde endlich nach langer Zeit in München aufgeführt, und man kann es als weiteren gelungenen Einstand der neuen Intendanz des Staatstheaters am Gärtnerplatz, hier wohl im schönsten Barocktheater der Welt, dem Cuvilliéstheater München, getrost rühmen.

Die bewährte durchdachte Regie von Brigitte FASSBAENDER verlegte den Beginn der Handlung in eine Zahnarztpraxis, wo schon zu Beginn zahnwehbehaftete Patienten des Dr. dent. Malatesta über die Bühne huschten, während Don Pasquale, wohl der beklagenswerte erste Patient von Dr. Malatesta, für eine Scheinhochzeit präpariert wurde. Aus der praktizierenden Zahnarzthelferin wurde der später verkleidete Notar (gute Studie von Ute WALTHER) und weitere durchdachte Regieeinfälle gab es am laufenden Band, es fehlte nicht einmal ein Staubsauger auf der Bühne. Zur weiteren Auflockerung war ein Geharnischter auf der Bühne, dessen Bedeutung in der Handlung war allerdings nicht ganz zu ergründen.

Über dem bekannten Handlungsgeschehen, in der man einen alten Geizkragen zu einer Scheinhochzeit mit der Geliebten des Neffen bringt, um den beiden Ehe, Liebe und Erbe zu verschaffen, schwebte, wie könnte es anders sein, Gott Amor und schoß die Pfeile. Regie sowie Bühne und Kostüme (Bettina MUNZER) harmonierten in perfekter Form, nur so können gelungene Inszenierungen entstehen.

In der Titelrolle erlebte man einen bestdisponierten Franz HAWLATA, dessen best vorbereitete komischen Rollengestaltungen ihn für diese Partien geradezu prädestinieren. Besonders prägnant das berühmte sog. "Schnellsprecherduett" des 3. Akts mit Dr. Malatesta (Mathias HAUSMANN), das in der Regel vom Publikum mit da capo erklatscht wird, gelang besonders textverständlich und mußte auch an diesem Abend wiederholt werden. Mathias Hausmann war überhaupt die ideale Ergänzung für Franz Hawlata, sein fülliger Bariton und seine Bühnenpräsenz lassen Kommendes, sehr Gutes erhoffen.

Als Norina hatte man die Sopranistin mit Koloratur-Charakter Anja-Nina BAHRMANN engagiert, die ihre cavatina "Quel guardo il cavaliere - Sa anch'io l virtú magica" mit perfekten treffsicheren Höhen ausstattete und auch sehr gutes Schauspieltalent aufwies. Als Ernesto hörte man zum ersten Mal in München die Stimme von Bogdan MIHAI, ein sehr guter Belcanto-Tenor, der sich völlig unverständlich als leicht indisponiert ansagen ließ, seine Sache rundherum, aber besonders in seiner Serenade "Come gentil la notte" und im anschließenden Duett mit Norina in sehr schöner Abendform gut machte.

Die Choreinstudierung des CHORs und EXTRACHORs lag wieder in den sehr guten Händen von Jörn Hinnerk ANDRESEN (hier ist der besonders publikumswirksam gesungene Dienerchor hervorzuheben), wobei dazu die STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ eine Glanzleistung an humoristischen Einlagen bot. Das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ fühlte sich unter der Stabführung ihres neuen Chefdirigenten Marco COMIN sichtlich wohl und bot eine glänzende Abendleistung.

Wie man hört, sind die Vorstellungen des "Don Pasquale" seit langem ausverkauft. Wird sich das Münchener Opernpublikum langsam wieder auf Altbewährtes konzentrieren? ISt