"JOHANNA AUF DEM SCHEITERHAUFEN". - 18. Dezember 2012

Die renovierungsbedingte Wanderschaft führte das Gärtnerplatztheater diesmal in die Alte Kongresshalle; eine typische Vertreterin der Architektur der frühen 50er Jahre, in dunklem Braun und mit trockener Akkustik. Als Konzertsaal war sie damals eher nicht gedacht.

Dafür hielt sie dann aber den großen Klängen von Arthur Honeggers Oratorium tapfer stand. Honegger nutzt so ziemlich alles,was in den 30er Jahren an Instrumenten zur Verfügung stand bis hin zum schrägen Ondes-Martenot, und das in großer Besetzung. Dazu hier der CHOR, EXTRACHOR und KINDERCHOR des STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ (die bestechend akkurat sangen), alles umsichtig und gestalterisch geführt von Marco COMIN.

Die Johanna von Honegger und seinem Librettisten Paul Claudel wirkt wie eine Cousine von Lewis Carrolls Alice: kindlich naiv, mit großen fragenden Augen und sehr tapfer. So, wenn sie von Bruder Dominik, in wunderbarem Erzählton dargeboten von Michael VON AU, erfährt, dass es gar ein Buch über sie gibt. Oder wenn ein Esel, Schafe und ein Schwein (man wünschte sich hier schon wegen Ferdinand VON BOTHMER eine szenische Aufführung) über sie richten. Oder beim absurden Kartenspiel von Torheit, Hochmut und Wollust (ein Genuss Jens SCHARRE und Jan Nikoluas CERHA).

Und die ganze Zeit steht die Johanna von Julia STEMBERGER in einer Art Kettenhemd da, und harret ihres Schicksals. Am Ende begreifend, dass der Tod unausweichlich ist, mit großem Pathos den Himmel und die Heiligen (himmlisch gesungen von Elaine ORTIZ ARANDES, Ann-Katrin NAIDU und Snejinka AVRAMOVA) anrufend, das macht auch konzertant großen Eindruck.

Honegger zeigt sich in diesem Werk als Komponist mit einem Händchen für Stimmungen und Situationen, Melodien und Charaktere. Dies alles kam an diesem Abend voll zum Tragen. Kerstin Schröder