"DIE FLEDERMAUS" - 31. Dezember 2012

Leider kann man derzeit die beschwingte Johann-Strauß-Operette nur einmal im Jahr genießen, und dieser Genuß wurde allein schon durch die angekündigte Starbesetzung der Hauptpartien voll erfüllt. Paolo CARIGNANI dirigierte das ORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER schwungvoll und sorgte dadurch schon gleich zu Beginn (Ouvertüre) für launige Erwartung für das Handlungsgeschehen.

Diese einstmals umstrittene Inszenierung von Leander HAUßMANN (im Programmzettel findet man zurecht "nach einer Inszenierung) zeigte sich sehr sinnvoll "entsorgt" (Regie Helmut LEHBERGER), so daß endlich die Komposition in Opernnähe mit dem Libretto von Richard Genée vergnüglich und anschaulich zu hören und zu sehen war, zumal auch schon Bühne (Richard KLEBER) und die Kostüme (Doris HAUßMANN) erheblich dazu beitrugen.

Für diesen einzigen Feldermaus-Abend stand der Bayerischen Staatsoper hervorragende Protagonisten zu Verfügung, als Überraschungsgast bei der Soirée des Prinzen Orlovsky hatte man sogar den "Tenor der Tenöre" Jonas KAUFMANN gewinnen können, der zum Jubel des Publikums auf einer Wolke in Paillettenfrack beim Fest erschien. Richard Taubers Welterfolg "Du bist die Welt für mich", das Volkslied "Core n'grato" und im Duett mit Adele, der sehr gut disponierten Anna VIROVLANSKY, das "Brindisi" aus "La Traviata" wurden in gewohnter Bestleistung von Herrn Kaufmann vorgetragen. Witzigerweise hatte man ihn auch noch in eine Zelle ins Gefängnis des Dr. Frank gesteckt, aus der er "E lucevan le stelle" aus Tosca sang. Dazu gab es noch einen kleinen Tenorwettstreit mit dem librettogerecht ebenfalls eingesperrten Alfred (Pavol BRESLIK), wobei nicht zu ergründen ist, wer von beiden der Sieger war. Beide Tenöre sind derzeit in einer sängerischen Hochform.

Gabriel von Eisenstein wurde von Johannes Martin KRÄNZLE interpretiert, der für den erkrankten Bo Skovhus eingesprungen war. Herr Kränzle war ein eleganter, vornehmer Lebemann mit sehr gut gesungenen Gesangspassagen ohne Sprechgesang, zu dem die meisten Eisenstein-Interpreten leider neigen, und konnte dadurch in dieser Rolle voll überzeugen. Rosalinde vom Dienst war wieder einmal Silvana DUSSMANN ihr "Csardas" könnte Vorbild für manche Rosalinden-Darstellerinnen sein, zumal sie auch noch als Wienerin den nötigen Charme für diese Partie aufweist. Der Gefängnisdirektor Frank wurde (als Einspringer) in alt bewährter Weise von Alfred KUHN übernommen, auf seine humoristischen Einlagen freut man sich jedes Mal in einer "Fledermaus", zumal er auch noch stimmlich diese Partie ausreichend erfüllen kann.

Als Prinz Orlovsky erlebte man zum ersten Mal Tara ERRAUGHT, die durch ihren hellen Mezzo für diese Partie des jugendlichen Prinzen glaubhaft erschien. Dr. Falke war Markus EICHE mit sehr guter Gestaltung und gesanglicher Abendform. Den Advokaten Dr. Blind stellte Ulrich REß dar als Mooshammer-Karikatur mit Hund Daisy dar, was beim Publikum immer wieder ankommt, obwohl Mooshammer ja schon lange nicht mehr unter uns weilt. Den Vogel des Abends schoß wieder einmal Michael LERCHENBERG als Frosch ab, der in seine Rolle neue publikumswirksame launige Gags hineininterpretierte und damit wieder einmal fürs Silvester-Vergnügen des Publikums sorgen konnte. Schwester Ida, gestaltet von Stefanie ERB, sorgte nicht nur im Can-Can beim Prinzen Orlovsky zusammen mit dem OPERNBALLETT DES BAYERISCHEN STAATSBALLETTs für einen stimmungsvollen Fledermaus-Abend, sondern konnte auch darstellerisch voll überzeugen. Der Kammerdiener von Ivan UNGER konnte sich gut in die Sängerriege einführen.

Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER, diesmal unter der Einstudierung von Sören ECKHOFF, leistete wieder einmal sein Bestes zum Gelingen dieses Abends. Unter Donner und Blitz von Johann Strauß, wiederum schwungvoll dargebracht vom Opernballett des Bayerischen Staatsballetts (Einstudierung Vivienne NEWPORT) , ging man in die Pause, und letztendlich am Ende der "Fledermaus" beschwingt in den Silvester-Abend. ISt