"DAS LIEBESVERBOT" - 20. Januar 2013

konzertant - Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Richard Wagners Jugendsünde konnte endlich wieder Platz in den Herzen der Richard-Wagner-Freunde finden, da der Bayerische Rundfunk das zu Unrecht so selten aufgeführte Frühwerk des großen Meisters aufgegriffen und es im Rahmen eines Münchener Sonntagskonzert wenigstens konzertant vorgestellt hat. Die Musik ist den Romantikern angenähert, hat den Kompositionsstil dieser Zeit (Uraufführung am 29.3.1836 - Richard Wagner war 22 Jahre alt) und läßt bereits in manchen Passagen schon Anklänge an den späteren musikalischen Reformkurs von Richard Wagner hören, die Erzählung des Friedrich im 2. Akt läßt die Erzählung des späteren Holländers erahnen.

Die Ouvertüre, temperamentvoll dirigiert vom Chef des RUNDFUNKORCHESTERs Ulf SCHIRMER, erklang dramatisch mit viel Kastagnettenklang und der Romantik angepaßt und stimmte auf das Handlungsgeschehen ein, das mit dem Untertitel "Die Novize von Palermo" die Geschichte der von den Spaniern belagerten Stadt Palermo erzählt, dessen Stadthalter Friedrich im Namen des Königs Karneval und Liebe bei Todesstrafe verbot, die Novizin Isabella aber durch Diplomatie und Ausdauer - selbst verliebt und am Ende das Kloster verlassend - die Aufhebung des Verbots erreichte und die richtigen Paare zusammenfanden. Den Text zu seiner einzigen komischen Oper schrieb Richard Wagner wie immer selbst nach William Shakepeares Komödie "Maß für Maß", damals noch mit gebräuchlichen deutschen Worten.

Die Sängerriege für diese konzertante Aufführung war gut gewählt, nur konnte mancher sich nicht so recht entfalten, da einfach in manchen Passagen das Temperament von Ulf Schirmer mit ihm durchging und dadurch manches Gesangliche unterging, was bei der Hauptprotagonistin, der für die erkrankte Sabine Hogrefe einspringenden Erika SUNNEGÁRDH nicht zu bemerken war, die die Isabella, hervorragend disponiert, mit kräftigem stimmsicheren Sopran bis zum Ende durchsang und auch im Ausdruck sich bestens präsentieren konnte. Marika SCHÖNBERG als unglücklich vom Stadthalter verlassene Ehefrau Mariana, deren Stimme mit sehr guten piani ausgestattet ist, konnte schon gleich zu Beginn der Oper in der Szene mit Isabella punkten, der Gleichklang dieser beiden Sopranstimmen war ein Höhepunkt des Abends.

Magdalena HINTERDOBLER als Dorella konnte sich in Stimme und Ausdruck wiederum humoristisch vorstellen, vor allen Dingen glänzte sie mit Peter SCHÖNE als Brighella im Duett, wobei Peter Schöne überhaupt eine Idealbesetzung dieser komischen Rolle als Verkünder des Verbots des Königs mit gut disponiertem und ausdruckbetontem Bariton war. Bei weiteren Herren-Partien hörte man Daniel BRENNA als unglücklichen Claudio (sein Tenor schaffte in manchen Passagen nicht alle seine Gesangsstellen der Partitur) und Bernhard BERCHTOLD als Liebhaber Luzio, der seine Partie stimmsteigernd bis zum Schluß gut zu Ende singen konnte.

Tuomas FURSIO als tyrannischer Stadthalter Friedrich war für diese Partie stimm- und gestaltungssicher gewählt, vor allen Dingen konnte er in der erwähnten Arie des 2. Aktes sehr gut punkten. Die kleineren Partien waren mit Mauro PETER als Antonio, Andreas WINKLER als Pontio Pilato, Kay STIEFERMANN als Angelo und Michael DRIES als Danieli ausreichend besetzt. Der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR in der Einstudierung von Lukas VASILEK tat sein Bestes zum Gelingen eines selten gehörten Werks.

Ein sehr guter Beitrag des Bayerischen Rundfunks zum 200. Geburtstag Richard Wagners. ISt