"I DUE FOSCARI" (konzertant) - 3. Februar 2013

Mit Giuseppe Verdis Frühwerk, konzertant aufgeführt, leistete Vita e Voce seinen Beitrag zum beginnenden Verdi-Jahr und bescherte damit dem Münchner Opernpublikum einen kaum zu überbietenden Stimmengenuß, zumal das Werk in München überhaupt noch nie zu hören und zu sehen war. Die in Arien, Duetten und Terzetten dem Belcanto-Stil Donizettis angelehnte Opernkomposition mit vielen musikalischen Höhepunkten läßt dazu noch einige spätere Kompositionen des großen Italieners anklingen, und nicht nur instrumental die Romantik der Lagunenstadt Venedig durch einen von Verdi sinnvoll erdachten "Lagunenwalzer" erkennen.

Giuseppe Verdi holte sich für das Libretto den bewährten Francesco Maria Piave, der die historische Geschichte des Dogen Francesco Foscari zum Inhalt nahm, dessen letzter 4. Sohn Jacopo fälschlich wieder mal durch Intrigen eines Neiders als Mörder bezichtigt und nach Kreta in die Verbannung durch den Rat der Zehn, dessen Vorsitz sein Vater als Doge innehatte, trotz Wiederaufnahmeverfahren verurteilt wurde, was nicht nur ihm, sondern auch seinem Vater, dem alten Dogen, entmachtet das Herz brach. Die Familie der Foscari war mit dem Tod der Due Foscari ausgelöscht.

Dem Jacopo Foscari hatte der Librettist Piave die Figur seiner Ehefrau Lucrezia Contarini zugesellt, die als Fürbitterin um die Freilassung ihres Ehemannes immer wieder mit herausragend komponierten Sopranarien auftritt, und für diese man eine hervorragend disponierte und Koloraturen beherrschende Sopranistin braucht. In dieser Rolle feierte das Stimmwunder und hauptsächlich für Barock-Musik-Interpretationen bekannte Simone KERMES einen abendlichen Triumph. Ihre Koloraturen und ihre Sopranhöhe sind geradezu prädestiniert für diese Partie, zumal diese Stimme hervorragend geschult und deshalb mit einer perfekten Stimmtechnik ausgestattet ist. Mühelos schafft sie die vorgeschriebenen Sopranhöhen und die Stimmverzierungen dieser Partie, zumal sie, wie bekannt wurde, wegen Erkrankung nur wenig Proben durchführen konnte. Man hofft, sie nach diesem konzertanten München-Debüt einmal auch auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper zu sehen. Aber, könnte man sie dann darin in ihrer extravaganten und trotzdem vorteilhaften Auftrittsgarderobe bewundern?

Als ihren unglücklichen Ehemann Jacopo Foscari beeindruckte der Tenor Arturo CHACÓN CRUZ, dessen drei Arien kaum differenzierter und höhensicherer gesungen werden konnten, besonders beeindruckte er in der letzten Traumvision im Gefängnis durch enorme Ausdrucksstärke, die besonders bei konzertanten Aufführungen wichtig ist. Als Fracesco Foscari, dem alten schicksalsgeprüften Dogen, konnte wieder einmal Paolo GAVANELLI punkten. Seine Todesszene am Schluß der Oper sang er mit seinen berühmten piani äußerst präzise und eindrucksvoll, das Publikum dankte ihm mit stehenden Ovationen.

Der Intrigant Jacopo Loredano wurde von Daniel KOTLINSKI ausreichend gesungen, ebenso die kleineren Rollen wie die des Senators Barbarigo (Alessandro LUCIANO), der Vertrauten Pisana (Ethel MERHAUT), des Dieners Fante (Dean POWER) und des Dieners des Dogen (Michael MANTAJ) waren stimmlich ausreichend besetzt.

Besonders Erwähnung finden muß der MÜNCHENER OPERNCHOR unter der Leitung von Andreas HERRMANN, wo besonders die Männerstimmen in den Chorszenen ihr Können zeigen konnten. Massimiliano MURRALI leitete das MÜNCHENER OPERNORCHESTER mit präzisem einfühlsamen Dirigatstil und sorgte damit für eine sehr gute Sängeruntermalung. Ein Abend der Sonderklasse für die Freunde italienischer Oper. I.St.