"LUCIA DI LAMMERMOOR" - 4. Juli 2013

In einer konzertanten Aufführung konnte man in München dieses lang vermißte Opernwerk in einer Weltbesetzung erleben, die in dieser Formation wohl nie mehr auf einer Bühne zu erleben ist. Donizettis Belcanto-Oper mit dem Libretto von Salvatore Cammarano (den deutschen Text konnte man auf einem Spruchband verfolgen), das die Liebesgeschichte der unglücklichen Lucia zum Erzfeind ihres Bruders erzählt, die Cammarano mit dem Tod der beiden Liebenden enden läßt, enthält Arien und Duette mit ausgefeilten Koloraturen für alle Interpreten ihrer Rollen, die an diesem Abend kaum besser dem Publikum nahe gebracht werden konnten.

Das MÜNCHENER OPERNORCHESTER unter der Leitung des alten erfahrenen Donizetti-Intepreten Jesus LÓPEZ-COBOS konnte die Sänger nicht besser begleiten, einfühlsam und routiniert dirigiert erklang Donizettis Meisterwerk.

In der Reihenfolge des Programmheftes, das im übrigen sehr gut und übersichtlich gestaltet war, hörte man zum ersten Mal auf einer Münchener Opernbühne den französischen Bariton Ludovic TÉZIER, dessen fülliger Bariton die Anforderungen an diese sogenannte Bösewicht-Partie in dazu eisenharter Gestaltung in Stimme und Bühnepräsenz voll erfüllen konnte.

Die Titelpartie wurde von der lang in München vermißten Diana DAMRAU mit unglaublich fein differenzierten Koloraturen (Wahnsinnsarie) gesungen. Obwohl ihre Stimme mittlerweile runder und fülliger erklingt, ist sie die Idealbesetzung für diese Partie, da sie mühelos die erforderlichen Koloraturenhöhen schafft und dazu gerade und nicht nur in der Wahnsinnsarie der Lucia noch Höhen hineinbringt, die sie nicht nur mit Bravour bewältigt, sondern gefühlsbetont und ausdrucksstark mit viel Herzenswärme überzeugend gestaltet. Begeisterungsstürme des Publikums dankten ihr dafür.

Ihr zur Seite als Edgardo Joseph CALLEJA, der trotz einer noch vorhandenen Allergie bestens disponiert gerade im Schluß der Oper mit seinen bewährten Tenorhöhen begeistern konnte. Man mag Diana Damrau und Joseph Calleja durch beider Gesangsleistung hier als Traumpaar bezeichnen.

In den weiteren Rollen des von Lucia ermordeten Arturo erlebte man die gute Rolleninterpretation von David LEE und als Erzieher der Lucia Raimondo Nicolas TESTÉ, dessen ausgezeichnet geschulte Baßbariton-Stimme sich auch in der Rollengestaltung sich bestens in der Weltgesangsriege wiederfinden läßt. Gerade das Duett Lucia/Raimondo mit Ehefrau Diana Damrau erwies sich eine geglückte harmonische Konstellation. In den weiteren kleineren Rollen der Alisa und des Normanno fügten sich die Stimmen von Marie McLAUGHLIN und des für erkrankten Maximilian Kiener eingesprungenen Andrew LEPRI MEYER sehr gut in die Weltsängerriege ein.

Da man die Originalfassung von Donzettis Meisteroper hier auf die Bühne brachte, erklang auch hier zur Untermalung der Wahnsinnsarie der Lucia die Glasharmonika unter der bewährten Hand von Sascha BECKERT, da im 18. und 19. Jahrhundert in vielen Kompositionen Glasinstrumente verwendet wurden. Eine glückliche Fügung, da wir die Arie ja nur mit einer Flötenuntermalung kennen. Unter der bewährten Choreinstudierung von Prof. Andreas HERRMANN war wieder der MÜNCHENER OPERNCHOR zu hören.

Ein wiederholungsbedürftiger unvergeßlicher Triumph des italienischen Schöngesangs. ISt