"TOSCA" - 6. Dezember 2013

Unter der Stabfühung des neuen GMD München Kirill PETRENKO erklang ein perfekter Verismo-Abend, Herr Petrenko vermag das ORCHESTER DER BAYERISCHE STAATSOPER zu Höchstleistungen zu führen. Dramatik, sowie Einfühlsamkeit in die Gefühlswelt der Handlungsfiguren vermochte Herr Petrenko mit hoher Musikalität herauszuarbeiten.

Zudem stand ihm in den drei Hauptfiguren ein hervorragendes Sängermaterial zur Verfügung, vor allen Dingen die Titelfigur war mit Catherine NAGLESTAD ideal besetzt. Frau Naglestad besitzt eine hohe Ausdrucksfähigkeit, ihren perfekten Sopran zu färben. Ihre "Vissi d'arte"-Arie wurde dadurch zum Höhepunkt des Abends. "Mario, Mario" zu Beginn ihres Auftritts ließ Liebe und Freude auf das Wiedersehen erkennen, während "Mario, Mario" nach dem Tod des Cavaradossi voller Trauer und Schmerz zum Ausdruck kam. Mit dieser gesanglichen Gestaltungsfähigkeit dürfte die Künstlerin zu den besten Interpretinnen der Operbühnen derzeit zählen.

Ihr Cavaradossi von Massimo GIORDANO erklang nach anfänglicher Zurückhaltung ("Recondita armonia") gekonnt, routiniert mit ausreichenden Tenorhöhen, und erwies sich gerade im Schlußduett als einfühlsamer Partner für Frau Naglestad.

Als geglückte Wahl erwies sich Scott HENDRICKS als Scarpia, dessen Bariton diesen Bösewicht mit absolut perfekter Gestaltungsfähigkeit auf die Bühne brachte. Seine Gier nach einer Liebesnacht mit Tosca konnte er nach dem TeDeum voll Ausleben, er scheute nicht davor zurück, die Madonna in San Andrea della Valle als Lustobjekt zu umarmen. Hervorzuheben wäre noch der Beginn des 2. Akts, in der er sich mit Freudenmädchen vergnügte und in seiner Bekenntnisarie dafür alle stimmlichen Register ziehen konnte.

Sehr gute Regie-Ideen von Luc BONDY, der librettogerecht (Giuseppe Peduzzi und Luigi Illica) inszenierte. Sicher hätte man sich mehr Kulissen für San Andrea della Valle, das Palazzo Farnese und das Castel Sant Angelo gewünscht, aber man war trotzdem höchst zufrieden mit dem, was man hier auf der Bühne sah. Leider klemmte die Maschinerie des Innen- und Außenvorhangs nach dem Schluß des 2. Akts, so daß man für die Reparatur eine zehnminütige Pause einschob, in der sich die Bühnentechniker der Bayerischen Staatsoper als Bestexperten dafür bewährten und denen höchstes Lob zu zollen ist.

Die kleineren Rollen waren sehr gut besetzt wie Goran JURIC als Angelotti, Christoph STEPHINGER als Mesner (der seine Angst vor Scarpias Schergen sehr gut darbringen konnte), Francesco PETROZZI als Spoletta, Christian RIEGER als Scharone, Rafael PAWNUK als Gefängniswärter (glücklicherweise hatte man das langatmige Exerzieren der Wachsoldaten entsorgt) sowie die unbekannte Stimme des Hirten eines SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs. Dazu erklang wie immer gut einstudiert der CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Stellario FAGONE. I.St.