„IL TRITTICO“ - 3. Januar 2004

In Oldenburg hatte man sich für einen Regisseur pro Einakter entschieden, aber mit Claudia JENATSCH eine gemeinsame Bühnen- und Kostümbildnerin gewählt und so zu einer dezenten optischen Verbindung der drei Stücke gefunden.

Für den „Tabarro“ (Regie: Tobias SOSINKA) bedeutete das die Ansiedelung des Stückes in einem fast verlassenen Industriehafen mit Maschendrahtzaun und viel Beton bei schwefeligem Licht. Gleich zu Beginn steht Michele (Ks. Bernhard LYON) ins Leere starrend mit einem Feuerzeug beziehungsreich spielend da. Er ist die trügerische Ruhe selbst, der nichts an sich heran läßt, sich langsam fast schwebend bewegend.

Seine Frau Giorgetta (Magdalena SCHÄFER) hingegen bewegt sich kokett und lebenslustig in leicht geschmackloser Kleidung mit schwarzem Minirock, rosa Söckchen, rosa Hemd und dunkelblauer Strickjacke. Sie kann dem in Cordjackett und rotem Schal als Weltmann daherkommenden Luigi (stimmlich zu heldisch: Seung-Ji CHOI) nicht widerstehen. Das Drama nimmt in dieser Konstellation seinen Lauf, und man weiß, daß hier kein altes Liebepaar reifen wird, wie das, das sich im Hintergrund freundlich trifft. Leider wird dabei nicht recht klar, wie aus dem stoisch besonnenen Mann Michele ein Mörder werden kann, stille Wasser sind vermutlich tief.

Als humoristischer Gegenpol spielt sich Alexia BASILE (auch stimmlich frech und schwungvoll) als Frugola in die Herzen, begleitet von Henry KIICHLI als Talpa. Martin KOCH gibt einen aufbrausenden, bedrohlichen Tinca und rundet das Bild dieser verlorenen Gesellschaft ab.

Auch in der „Suor Angelica“ (Regie: Dagmar PISCHEL) sieht man eine verlorene Gesellschaft. Die Nonnen verbringen ihren Tag in unnützer Untätigkeit zwischen hohen Mauern und einigen aus dem Stein sprießenden Blumen, so unbarmherzig und kalt wie die Suora Zelatrice (Alexia Basile) und die Äbtissin (Gitta PAMIN-JENSEN). Was für ein Ereignis sind da die Schwestern, die mit den Almosen nach Hause kommen. Aber die einsamste von allen, sich immer abseits haltende ist Angelica.

Zunächst wirkt Ks. Marcia PARKS fast zu gesetzt für die Rolle. Aber spätestens beim Besuch der Zia (lasziv dunkel Ariane ARCOJA), die als Lebedame der zwanziger Jahre hereinweht, um den Moralapostel zu spielen, blüht die Parks auf und läßt alle Bedenken verfliegen. Wenn sie sich, nachdem sich die Tante mit gefälschter Unterschrift davon gemacht hat, die Haube vom kurz geschnittenen Haar reißt und ihren toten Sohn besingt, ist sie von einer ungebrochenen Innigkeit und einem auch stimmlichen Glanz, der bis zur Sterbeszene anhält, in der ein kleiner Junge aus einem lebensgroßen Madonnenbild im Strahlenkranz zu ihrer Rettung kommt.

Der „Gianni Schicchi“ (Regie: Uwe Eric LAUFENBERG) wird in die fünfziger Jahre versetzt. Die Donatis sind eine etwas herunter gekommene Familie, die sich bemüht, den Schein zu wahren ob der Stellung, die sie wohl nie hatten. Nur Gianni Schicchi hat die Zeichen der Zeit erkannt, und ist Mafiosi im weißen Anzug, weißem Hut und schwarzem Hemd, mit Schnauzer und Sonnenbrille geworden. Paul BRADY spielt die Rolle mit ungewohnter Zurückhaltung als liebender Vater und ruhender Pol. Stimmlich aber gibt er ein prächtiges Double des zahnlosen Buoso. Und ganz am Ende kann er es sich nicht verkneifen allen, sprich dem Publikum, ein bildliches „Ihr könnt mich mal…“ zu präsentieren, indem Schicchis Leopardenunterhose plötzlich verschwunden ist.

Doch Lauretta (Anja METZGER) ist zu dem Zeitpunkt sowieso bereits anderweitig mit Rinucchio (Daniel BEHLE) beschäftigt, nachdem sie den Vater bereits schönstimmig mit ihrer Arie becirct hat. Auch der Rest des Ensembles zeigt sich gewohnt spielfreudig, so z. B. Ks. Fritz VITU als Simone.

GMD Alexander RUMPF hatte das OLDENBURGISCHE STAATSORCHESTER und das Geschehen auf der Bühne jederzeit gefühlvoll begleitend im Griff. KS