„TEA“ - 19. Juni 2005

Die Geschichte von „Tea“ mutet wie eine uralte chinesische Sage an, stammt aber aus der Feder eines des im Westen wohl bekanntesten lebenden chinesischen Komponisten Tan Dun und dessen Librettisten Xu Ying.

Der chinesische Prinz und seine Schwester Lan spielen die Geschichte vom Affenkönig nach, als der japanische Prinz Seikyo kommt, um sein zehn Jahre altes Versprechen einzulösen, die geliebte Prinzessin zu heiraten. Der Bruder reagiert eifersüchtig und will die Schwester nicht verlieren. Nachdem Seikyo allerdings bewiesen hat, daß er Lans würdig ist, stimmt der chinesische Kaiser zu. Im selben Augenblick wird ein persischer Prinz gemeldet, der das Buch des Tees kaufen will, welches im Besitz des chinesischen Prinzen ist. Seikyo behauptet, das Buch sei eine Fälschung und macht sich mit Lan auf die Suche nach dem Autor des wahren Buches. Am Ziel ihrer Reise müssen die Liebenden feststellen, daß dieser gestorben ist, erhalten aber von dessen Tochter das Buch, da sie die beiden als die Liebenden erkennt, die die Botschaft des Tees in der Welt verbreiten sollen. Nun taucht der Prinz auf, und es kommt zum Kampf zwischen ihm und Seikyo. Lan, die beide Männer liebt, wirft sich dazwischen und wird getötet. Seikyo bleibt nur der Weg ins Kloster.

Die Dramaturgin Anke HOFFMANN, die in dieser deutschen Erstaufführung Regie führt, nimmt sich der Geschichte sehr behutsam an. Kein China-Kitsch, sondern einfache Zeichen für diese oft ruhende fast still stehende Fabel. Ein reduziertes Bühnenbild (Bühne und Kostüme Heike SCHEELE) nur mit wenigen Papierstreifen, das neben den Darstellern von den drei auf Podesten stehenden Percussionisten (Axel FRIES, Jana CHITRALLA und Maren POELMANN) dominiert wird, verhilft zur nötigen Konzentration auf die Geschichte. Die Schlagwerker spielen sehr handlungsgebunden mit Wasser (Tee) und Papier (Buch), und es gelingt Tan Dun, damit nicht nur einfach einen Geräusch-Teppich zu erzeugen, wie viele seiner Komponisten-Kollegen dies täten, sondern tatsächlich Teil des Stückes und der Inszenierung zu werden.

Das Orchester in Graben wiederum besteht aus einer klassischen westlichen Besetzung mit, wobei Streicher, Schlagzeug und Harfe den Vordergrund bilden. Eric SOLÉN führt das OLDENBURGISCHE STAATSORCHESTER, das ein wunderbares Gespür für diese Musik entwickelt hat, souverän durch den Abend. Der Gesangsstil, oft mit Staccato-Betonung auf dem letzten Buchstaben, aber auch mit wohlklingenden Gesangslinien, verbindet westliche mit östlicher Tradition und klingt für das europäische Ohr nie fremd.

Paul BRADY als Seikyo zeigt die ganze Tragik der Rolle des Mannes, der letztlich ohne sein Verschulden die Liebe seines Lebens verliert und singt als Muttersprachler den englischen Text wunderbar verständlich. Irina WISCHNIZKAJA spielt die Prinzessin Lan bezaubernd mit leuchtendem Sopran, und Thomas W. KUCKLER gibt den chinesischen Prinzen die nötige Kälte, die lieber den Kampf und den Tod sucht als den Verlust. Alexia BASILE verleiht der Ritualmeisterin die dem Thema angemessene Würde.

Das Publikum hat diese Geschichte so dankbar angenommen, daß gar Zusatzvorstellungen anberaumt werden mußten. Wo gibt es das schon bei zeitgenössischer Oper…? KS