"L'ELISIR D'AMORE" - 15. November. 2006

Auch diese Oper steht im Schatten Scribes: Felice Romani hat für Donizettis "L'Elisir d'amore" (1832) nur das Scribe'sche Libretto von "Le Philtre" (1831) von Auber übersetzt und ein paar Chorstrophen dazu gebastelt. Zwar sind die Namen geändert, aber die Handlung ist nicht einmal vom Baskenland nach Italien verlegt worden!

Das Team Laurent PELLY (Regie und Kostüme) und Chantal THOMAS (Bild) hat bereits einige gelungene Transpositionen in die Jetztzeit ("Ariadne", "Belle Hélène", u.v.m.) geliefert. In der Aufführung in der Bastille wurde die Handlung ca. 1950 angesiedelt, aber schließlich doch nach Süditalien verlegt, denn es gibt eine "Trattoria dell'incrocio" im 2. Akt, vor der Dulcamara mit nicht mit einem Eselskarren vorfährt, sondern mit einem 5-t Laster. Auf der Heckwand des mit "Elisir Dulcamara" bemalten Lasters sind zwei 100-l-Reservoirs seines Elixirs montiert. Wenn er die Seitenwände auf klappt, kann man sein fahrendes "Labor" sehen.

Die Jugend ist auf Vespa oder Fahrrad unterwegs, und Adina fährt ein blaues Moped, Nemorino kommt auf einem riesigen alten Massey-Ferguson Traktor. Im 1. und 3. Bild spielt alles um und auf einer 10 m hohen Strohballen-Pyramide, mit einem mobilen Laufband. Die Kostüme sind eher schäbig - sehr Nachkriegszeit. Belcore protzt in Carabinieri-Uniform, und Dulcamara trägt ein wein-rotes Jackett - wie sein Elixir. Alles ist sehr flüssig und dezent geführt. Den Abend-Vorhang und den Umschlag des Programmhefts zieren alte Reklamen verschiedenster Wundertränke des beginnenden 20. Jahrhunderts, in "Elisir Dulcamara" verwandelt.

Dank des eher zähen Dirigats von Edward GARDNER, Ex-Assistent von Cambreling, war der Abend musikalisch einigermaßen enttäuschend. Man konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß das ORCHESTER den Dirigenten leitete und nicht umgekehrt. Auch der von Peter BURIAN ausgezeichnet einstudierte CHOR war oft zu laut, besonders in den großen Ensembles.

Zum Glück waren die Sänger ausgezeichnet. Charles CASTRONOVO war ein wunderbarer Nemorino. Ohne zu outrieren, spielte er den schüchternen jungen Bauern sehr glaubhaft. Er sang hinreißend, nicht nur "Una furtiva lagrima", mit wunderbarer Phrasierung und hatte genau die italianità, die dem Dirigenten fehlte. Seine Adina war Heidi GRANT MURPHY, die ebenfalls gut die hochnäsige, reiche Pächterin, die sich auf der Strohpyramide mit Sonnenbrille sonnt, spielte, Sie war stimmlich zufriedenstellend.

Laurent NAOURI als Sergeant Belcore war sehr treffend, wenngleich er etwas zu viel blödelte. Sein prächtiger Baß ist für die Rolle sehr passend. Alberto RINALDI, ein Routinier der Opera buffa, spielte den gewieften Quacksalber Dulcamara blendend und war stimmlich in bester Form. Die kleine Rolle der Ginetta sang Aleksandra ZAMOJSKA passend.

Eitel Wonne bei der Galaaufführung für die Mäzene der Pariser Oper, die herzlich lachten und applaudierten. wig.