„KIEWER SCHÄTZE “ - 8. Juni 2003

Die Salzburger Festspiele hatten für ihr pfingstliches Barockfestival tief gegraben und dabei Werke gefunden, die nach Kriegsende nach Kiew verschleppt (gerettet?) worden waren und erst 2001 nach Berlin zurückkehrten. Darunter befanden sich auch Kompositionen des Wahlsalzburgers Heinrich Ignaz Franz Biber, der zwar eher als Geigenvirtuose seiner Zeit Furore machte, aber als Hofkapellmeister auch zahlreiche Kompositionen, nicht nur für Geige hinterließ.

So wurden an diesem Nachmittag drei Stücke mit Stimme und kleiner Besetzung wohl zum ersten Mal nach 300 Jahren wieder aufgeführt. Sehr positiv heraus stach das einfach gehaltene Lied „Maria Jungfrau“, das Doerthe Maria SANDMANN mit viel Stimmung und schönem Sopran gestaltete. Etwas ab fielen dagegen „Suscitavit Dominus“ und die Motette„Quasi cedrus“. Im nächsten Jahr soll der Biber-Schwerpunkt zum 300. Todestag des Komponisten in einem Konzert mit Instrumentalmusik weiter ausgebaut werden.

Ergänzt wurde Biber in diesem Konzert von Werken von Bach Vater und Sohn. Die Ouvertüre Nr. 3, BWV 1068 stellte den Dirigenten Martin HASELBÖCK und das ORCHESTER DER WIENER AKADEMIE vor keinerlei Probleme und bot dem Publikum Bekanntes, bevor am Schluss die Hymne „Danket dem Herrn“, H 824e von Carl Philipp Emmanuel Bach folgte. Dieser Jubel in 19 Teilen, bei dem die Sopranistin von Lydia VIERLINGER, Helmut WILDHABER, Christian HILZ, Florian HILZ sowie dem CHOR DER WIENER AKADEMIE ergänzt wurde, war bei aller Begeisterung des unbekannten Dichters von Sprachwust und Langeweile, auch in der Musik, nicht frei.

Insgesamt blieb die avisierte Entdeckungssensation aus, was aber blieb war ein Willkommen für einen heimgekehrten Komponisten.
Kerstin Schröder