"GOGO NO EIKO" - 26. August 2006

Sieht man sich die Buchungszahlen der heurigen Salzburger Festspiele an, so war der "Figaro", kurz nur als Harnoncourt/Netrebko-"Figaro" tituliert, mit siebenfacher Überbuchung der Renner. Schön und gut, aber ein weiteres, nicht minder gewichtiges Highlight fand genau einen Monat nach der "Figaro"-Premiere statt. Die konzertante Aufführung von Hans Werner Henzes "Gogo no Eiko".

Mit nur einer Aufführung im bei weitem nicht ausverkauften Großen Festspielhaus wollte man diesen weiteren Jubilar des Jahres 2006 ehren. Und gewünscht hatte der sich dafür eben dieses "Gogo no Eiko", in der japanischen Fassung, für die er extra noch ca. 30 Minuten hinzu komponiert hatte.

Gerd ALBRECHT tat ihm den Gefallen gern, hatte er doch schon eine frühere japanische Fassung der 1990 eher durchgefallenen Oper "Das verratenen Meer" dirigiert. Und so geriet der Vormittag zum Ereignis. Mit dem ORCHESTRA NAZIONALE DELLA RAI TORINO, das Albrechts Dirigat punktgenau und mit der nötigen Verve umsetzte, brach das Meer über die Zuhörer herein. Die zeitlose Geschichte von Yukio Mishima, die zarte Liebeszenen neben brutalste Gewalt setzt, kommt gerade in der konzertanten Form besonders zur Geltung. Alles natürlich getragen von Henzes Musik, flutend und drängend, einnehmend und betäubend. Ein Rausch, der niemanden kalt lassen konnte. Große Gefühle neben großer Leere.

Die Sänger allesamt in schlichtem Schwarz unterstützten diese Wirkung. So Jun TAKAHASHI als dreizehnjähriger Sohn Noboru, wie er linkisch dasteht in all seiner pubertären Unsicherheit und Verführbarkeit. Daneben seine Gang (Zvi EMANUEL-MARIAL, Teruhiko KOMORI, Kwang-Il KIM und Yasushi HIRANO), besetzt mit Stimmen vom Baß bis zum Countertenor, massiv drohend und selbstgerecht.

Mari MIDORIKAWA als Mutter, stimmlich sicherlich am schwächsten, aber begleitet vom Seemann Ryuji (Tsuyoshi MIHARA), der durch seine Liebe zur Frau nicht nur das Meer verrät sondern auch, ohne es zu ahnen, den Stiefsohn, und dieses mit dem Leben bezahlt.

Gerd Albrecht sagte, daß diese Oper die zornigste Henzes sei, man kann auch sagen, die vielleicht persönlichste. Mag sein, daß ihn deswegen das Werk nie ganz losläßt, und jetzt, in der dritten Fassung, hat es eine beeindruckende Form gefunden, die nun einer mutigen und einfühlsamen Regie harrt.

Ein sichtlich geschwächter Henze konnte sein Werk live erleben und wurde vom Publikum mehr als dankbar gefeiert. So sehen wahre Festival-Highlights aus. KS