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"LA FORZA DEL DESTINO" - 31. Juli 2010

Das Mecklenburgische Staatstheater wagte sich in diesem Jahr bei seinen open air Schloßfestspielen an Verdis "Forza del destino". Wie immer an dieser Stelle wird mit Mikrophonen verstärkt, was dieses Mal speziell zu Beginn zu merkwürdigen Halleffekten führte.

Trumpf der Schloßfestspiele ist der Spielort zwischen See, Theater und Museum, welches dieses Mal in der Rolle des Klosters zu erleben war. Geschickt wurden auf der Fläche davor eine Taverne bzw. ein Feldlager dargestellt (szenischer Raum von Lutz KREISEL). Die Inszenierung von Peter LOTSCHAK beschränkte sich auf gefällige Arrangements, die obligaten Auftritte der Pferde wirkten etwas gezwungen, und was der maskierte, mehrfach auftauchende Reiter sollte, erschloß sich nicht. Etwas mehr kritische Auseinandersetzung mit dem Stück ist in diesem Rahmen vielleicht zuviel verlangt gewesen, trotzdem wurden die Sänger vorrangig sich selbst überlassen. Highlight waren sicherlich das Finale des Klosterbildes sowie die Schlacht, in der Alvaro verwundet wird, die mit viel Pyrotechnik stattfand.

Die Kostüme von Giselher PILZ waren sehr ansehnlich, obgleich man sich fragt, ob Carlos di Vargas' Verkleidung im zweiten Bild irgendwen von einem armen Studenten überzeugen konnte.

Es wurde allerdings eine merkwürdige Version gespielt, mit diversen Strichen sowohl an Stellen, an denen man üblicherweise nicht damit rechnet, als auch leider fast schon normale Striche. So gab es zwar alle vier Duette zwischen Alvaro und Carlos, dafür war die arme Zofe Curra jeglichen Textes beraubt worden. Der dritte Akt wurde in einer verwirrenden Reihenfolge der Szenen gegeben, schließlich fand die Pause dann mitten in diesem Akt statt.

Die beiden besten Sängerleistungen des Abends kamen von Leonora und Padre Guardiano. Adva TAS schien in der Cavantina des ersten Aktes ihren Sopran noch nicht völlig unter Kontrolle gebracht zu haben, jedoch spätestens im Klosterbild war sie mit einer großen, warmen Verdi-Stimme der Partie vollauf gewachsen. Das war eine Leistung, die man gerne auch einmal ohne Verstärkung hören würde. Gleiches gilt für Shavleg ARMASI, der einen prachtvollen Baß hören ließ, welcher wundervoll strömte. Zudem schaffte der Sänger es, das häufig schwer erträgliche Salbungsvolle dieser Rolle durch ein sympathisch-mitfühlendes Spiel durchgehend zu vermeiden.

Beide Kontrahenten verbreiteten sowohl Licht als auch Schatten. Daniel MAGDAL (Alvaro) verfügt über eine durchaus reizvoll timbrierte, höhensichere Stimme. Aber ihm fehlt es daran, diese Stimme in den Dienst der Rolle zu stellen; statt dessen bietet er sie lediglich dar. Darstellerisch ergeht er sich vor allem in klischeebeladenen Standardgesten. Michael KRAUS (Carlos) fehlte es ein wenig an Durchschlagskraft, seiner Cabaletta fehlte es dann doch etwas an Verve. Ansonsten bot er jedoch eine ordentliche Leistung.

Wenig erfreulich war die Begegnung mit Sarah VAN DER KEMP als Preziosilla, die im zweiten Bild noch einigermaßen annehmbar klang, jedoch im dritten Akt unzählige unschöne Töne hören ließ. Erfreulicherweise auf deutlich höherem Niveau war Martin WINKLER als Melitone, der seine zwei großen Auftritte zur Profilierung nutzen konnte.

Christian HEES war als Trabucco bedauerlicherweise seiner kleinen Arie beraubt worden, die man nach seinem starken Auftritt im zweiten Bild gerne gehört hätte. Olaf PLASSA (Marchese di Calatrava) und Dietmar UNGER (Chirurg) waren rollendeckend, Robert CABAN ein extrem schwacher Alcalde.

Die beteiligten Chöre (OPERNCHOR DES MECKLENBURGISCHEN STAATSTHEATERS, RACHWAL-CHOR, Mitglieder der SCHWERINER SINGAKADEMIE E.V., Mitglieder des JUGENDCHORES DES GOETHE-MUSIKGYMNASIUMS) unter der Leitung von Ulrich BARTHEL waren ausgesprochen präsent und stimmstark.

Wenig überzeugend war hingegen die Leitung der MECKLENBURGISCHEN STAATSKAPELLE SCHWERIN unter der 1. Kapellmeisterin Judith KUBITZ. Ein derart spannungsloses Dirigat habe ich lange nicht mehr vernommen. Dies kann nicht allein den Gegebenheiten geschuldet sein - das Orchester befindet sich in einem errichteten Gebäude neben der Bühne, zu den Sängern wird via Bildschirm Kontakt gehalten. MK