„DER SCHATZGRÄBER“ - 23. Dezember 2002

Franz Schreker liebte märchen- und sagenhafte Stoffe. Und mit Ausnahme seines Opernerstlings „Flammen“ schrieb er die Libretti immer selbst. So auch bei der Geschichte des Schmucks, der der Königin ewige Jugend verleiht, der gestohlen wird und den der Sänger Elis mit seiner Wunderharfe wieder beschaffen soll. Dabei trifft er auf die junge Els, die den Schmuck mit mörderischen Mitteln zusammengetragen hat und nun große Schönheit besitzt. Nichts ahnend verliebt sich Elis in Els, aber nach einer Liebesnacht, gesteht sie den Besitz des Schmucks und gibt ihn der Königin zurück. Els‘ Verbrechen fliegen auf und vor der Hinrichtung bewahrt sie nur die Ehe mit dem Hofnarren. Ohne den Schmuck aber siecht sie langsam dahin und stirbt.

Regisseur David ALDEN hat bunte Bilder für diese Geschichte gewählt. Bei ihm wird der Vogt zum versoffenen Sheriff, und auch den König läßt sein Kummer über seine Frau zur Flasche greifen. Der Junker, einer der gedungenen Helfer der Els, wird nicht nur als Hengst beschrieben, nein, hier ist er einer, mit üppigem Brusthaar und Schweif. Dazu passend benimmt sich Els‘ Vater nicht nur wie ein Schwein, er bekommt mit Rüssel und Ringelschwänzchen gleichsam trollhafte Züge. Elis dagegen sieht aus wie Humphrey Bogart in Trenchcoat und Hut, bis zu seinem Ritterschlag, den er in mittelalterlichem Wams auf dem Fest des Königs entgegennimmt, das mit großer Showtreppe und den festlich gekleideten Gästen eher wie ein Madonna-Video aussieht, wären da nicht die überdimensionalen Faschingsköpfe. Der Bilderbogen setzt sich fort in choreographierten Hausfrauen mit Staubsaugern und Einkaufswagen oder dem rettenden Auftritt des Königs auf einem riesigen galoppierenden Pferdestandbild.

Und trotzdem geht die holzschnittartige kleinteilige Symbolik durchaus auf. Zumal Alden immer wieder auch stille atmosphärisch dichte Bilder findet. So die leidende Königin, die oft wie ein dunkler, vorwurfsvoller Schatten hinter der lebendig vitalen Els auftaucht. Oder das grandiose Schlußbild, ein schwarzer leerer Raum, der ehemals bunte muntere Narr nunmehr in brauner Strickjacke und Latschen und in der Ecke fast im Dunkeln die sterbende Els mit einer Perlenkette hantierend.

Schrekers Geschichte trägt diese Deutung und seine Musik tut es auch. Dieser wundervoll üppige Klang, der immer genau die Stimmung des Augenblicks trifft, was Jonas ALBER am Pult zu unterstreichen weiß, bis auf den Beginn des 3. Aktes, wo er das OORCHESTER nicht genug zurücknimmt für das Wiegenlied der Els und die anschließende Liebesnacht.

Da kann sich auch Susan BULLOCK nicht durchsetzen, die ihre monumentale Rolle ansonsten sehr akzeptabel präsentiert. Der größte Genuß des Abends, sowohl in der Darstellung als auch stimmlich, ist der Narr von Peter BRONDER. Hier stimmt alles. Aber auch Johannes Martin KRÄNZLE als Vogt überzeugt, wohingegen der Elis von Jeffrey DOWD stimmlich manchmal Durchsetzungsprobleme hat.

So kehrt eine Oper nach über achtzig Jahren erfolgreich an die Stätte ihrer Uraufführung zurück. Kerstin Schröder